Serie Gewinnstabilität: Große vs. kleine Unternehmen

9. February 2015 -   -  Stefan Mohr

In meiner Serie zur Gewinnstabilität von Unternehmen untersuche ich, wie sich die Stabilität der Erträge von Unternehmen über lange Zeiträume verändert.
Im letzten Artikel ging es darum, wie wahrscheinlich es ist, dass sich die Stabilität der Gewinne von Jahrzehnt zu Jahrzeht verändert. Auch heute geht es um diese Veränderung, aber ich untersuche die Frage, in wie weit sich große von kleinen Unternehmen unterscheiden.

Sind große Unternehmen stabiler als kleine?

Zunächst einmal: große Unternehmen waren im Schnitt eindeutig stabiler als kleine Unternehmen, gemessen an der Marktkapitalisierung zur Jahresmitte 2004. Dazu habe ich die Unternehmen in zwei Gruppen eingeteilt (groß und klein), die Grenze lag bei einer Marktkapitalisierung von 870 m€. Dann habe ich nach Größenkategorie separat gezählt, welche Anzahl von Unternehmen in welchem Quintil der Gewinnstabilität (gemessen im ersten Jahrzehnt 1994 – 2003) lagen.

Die Frage ist natürlich, ob große Unternehmen stabilere Erträge hatten weil sie groß sind oder ob eher ertragsstabile Unternehmen mit der Zeit größer geworden sind bzw. nicht ertragsstabile kleiner. Ich vermute dass letzteres zumindest eine nicht unwesentliche Rolle spielt. Gerade Unternehmen mit sehr instabilen Erträgen machen oft große Verluste, was natürlich die durchschnittliche Marktkapitalisierung drastisch reduziert.

Auch bringt einem dieses Wissen zum Investieren nicht so viel. Wer möchte kann ja instabile Unternehmen einfach meiden, bei den kleineren muss man nur einfach ein paar mehr aussortieren, kein Problem.

Wahrscheinlichkeit für Veränderungen

Aber wie sieht es denn mit der Veränderung aus? Waren kleine Unternehmen mit stabilen Erträgen anfälliger oder weniger anfällig für eine Verschlechterung der Gewinnstabilität? Das ist im nächsten Diagramm dargestellt.

Kurze Erklärung zum Diagramm, da dieses recht komplex ist. Will man beispielsweise wissen, wie groß die Chance war, dass ein Unternehmen, welches sich zum Ende des 1. Jahrzehnts in der größeren Hälfte bzgl. Market Cap befand und bezüglich der Gewinnstabilität zu den sehr guten Unternehmen gehörte (1. Quintil), sich im Folgejahrzeht deutlich verschlechtert hat und im 5. Quintil wiederfand, geht man wie folgt vor:
Das oberste der 5 Diagramme stellt das 1. Quintil im ersten Jahrzehnt dar. In diesem das ganz rechte Balkenpaar stellt den Anteil der Unternehmen dar, die im Folgejahrzehnt vom 1. ins 5. Quintil gewandert sind. Davon der linke rote Balken steht für die großen Unternehmen. Dieser beträgt rund 5%.

Auffällig ist im Diagramm, dass kleinere Unternehmen eine deutlich erhöhte Wahrscheinlichkeit hatten, ins schlechte 5. Quintil zu wandern oder dort zu bleiben. Große Unternehmen dagegen hatten im großen und Ganzen eine größere Wahrscheinlichkeit, ihre Gewinnstabilität zu verbessern wenn sie schlecht war oder zu halten wenn sie gut war. Allerdings gab es auch einen kleinen Ausreißer: kleine Unternehmen, die sich im Q3 oder Q4 befanden, hatten eine erhöhte Chance, im Folgejahrzehnt in die Topgruppe aufzusteigen (allerdings gleichzeitig auch immer noch eine erhöhte Chance, in die schlechteste Gruppe zu rutschen).
Ich denke man sollte hier in die Details nicht zu viel hereininterpretieren. Von einem Balken mal 2 oder 3 Unternehmen weggenommen oder draufgelegt, würde das Bild in kleinen Details an manchen Stellen deutlich verändern. Aber der Fakt, dass kleine Unternehmen eher zur Verschlechterung der Gewinnstabilität neigten als große, dürfte schon statistisch signifikant sein.

Fazit

Abgesehen davon, dass größere Unternehmen im Schnitt stabilere Erträge aufwiesen, gab es auch eine stärkere Tendenz für kleine Unternehmen, dass sich die Gewinnstabilität im Folgejahrzehnt verschlechtert, bzw. schlecht blieb, wenn sie schon schlecht war.

Allerdings ist diese Tendenz nicht übermäßig extrem, auch wenn sie statistisch signifikant sein dürfte. Ich würde bei kleineren Unternehmen tendenziell mit einer leicht erhöhten Wahrscheinlichkeit für Verschlechterung der Ertragsstabilität rechnen. Aber es ist auch keineswegs so, dass sich kleine Unternehmen nur verschlechtern.

Auch ist keineswegs gesagt, dass kleine Unternehmen aufgrund dieses Zusammenhangs eine schlechtere Performance haben müssen. Denn erstens hängt die zukünftige Rendite einer Aktie nicht nur mit der zukünftigen fundamentalen Entwicklung zusammen sondern auch mit der Bewertung beim Kauf. Und zweitens ist noch nicht einmal sicher, dass Unternehmen bei denen sich die Stabilität der Gewinne verschlechtert, auch gleichzeitig die Rendite der Aktie schlechter sein muss. Für solche Aussagen bedarf es weiterer Untersuchungen.

Anzeige:
Value investing made easy