SMT Scharf (SMT = Solutions for Mining Transport) entwickelt und produziert vor allem entgleisungssichere Bahnsysteme für den Bergbau.
Ich hatte mir das Unternehmen vor Jahren (glaube Anfang 2010) bereits einmal angesehen. Meine Schlussfolgerung damals: die Umsätze in Deutschland sinken immer weiter aufgrund der Einstellung des Steinkohlebergbaus. Dieser Rückgang wird durch steigende Auslandsumsätze kompensiert. Wenn aber die Inlandsumsätze irgendwann gegen Null gehen und die Auslandsumsätze weiter steigen, wird das Unternehmen in den nächsten Jahren stark wachsen. Genau das hat sich in den letzten Jahren bewahrheitet. Eingestiegen bin ich damals leider trotzdem nicht, weil ich nicht so recht erklären konnte, wo der Wettbewerbsvorteil von SMT Scharf ist, dass sie Eigenkapitalrenditen jenseits der 20% erzielen können.
Notizen zu SMT Scharf: wichtige Fakten zusammengefasst
Wie auch immer, Zeit sich mal wieder mit SMT Scharf zu beschäftigen, was ich heute vormittag mal getan habe. Hier einige Stichpunkte mit wichtigen Fakten die ich mit notiert habe. Wenn nicht anders angegeben, stammen alle Fakten aus dem Geschäftsbericht 2012 bzw. den letzten Quartalsberichten.
- Herstellung von entgleisungssicheren Bahnsystemen seit mehr als 40 Jahren
- Einsatz Produkte vor allem in Kohlebergwerken (75%), Rest: Hard Rock Bergbau (Gold, Platin, Kupfer oder Nickel…). Hier kein Explosionsschutz nötig, ansonsten geringe Unterschiede
- Weltmarktführer Einschienenhängebahnen: 1400 installierte Systeme weltweit, 530 davon von SMT
- Jahresumsatz Einschienenhängebahnen: 250 Stück = 100 Mio. € + 100 Mio. € Servicegeschäft. Anteil SMT daran: ca. 40% (Quelle)
- Servicegeschäft von SMT: rund 40% Umsatzanteil
- Inlandsumsatzanteil aktuell noch 8%, ab 2018 voraussichtl. 0%, China + Russland zusammen > 50%
- Wachstumsziel 15% p.a. im Kerngeschäft für die nächsten 5 Jahre
- EBIT-Marge soll in den nächsten 5 Jahren auf 20% gesteigert werden, aktuell rund 15% (Quelle)
- Konjunkturzyklen im Bergbau: Umsatzmix aus Neuanlagen- und Reparaturgeschäft (inkl. Ersatzteile und Service) verringern die Auswirkungen
- weltweite Vertretungen in allen wichtigen Bergbauregionen
- Hard Rock soll in ferner Zukunft Hauptbetätigungsfeld werden, daher wird hier stärker investiert. (Kohle: “Cash Cow”, Hard Rock: “Star”)
- Kohleabbau wird zunehmend schwieriger (leicht erreichbare Lagerstätten zunehmen ausgebeutet), Bedarf Transportlösungen im Bergbau verzeichnet größeres Wachstum als Bergbau insgesamt
- Transportkosten bei Kohle im Verhältnis zum Warenwert relativ hoch -> viele lokale Abnehmer und Kohlepreise weltweit nicht einheitlich -> Investitionsverhalten der Bergwerksbetreiber nur teilweise vom internationalen Kohlepreis beeinflusst
- Wettbewerber: Ferit (Tschechien), etwa gleich groß wie SMT Scharf. Becker Warkop (Polen) etwa halb so groß (Quelle)
- solide Finanzierung: 39 Mio. € Eigenkapital (= 62% Eigenkapitalquote), 7 Mio. € Net Cash
Wo liegt der Wettbewerbsvorteil?
Und nun die große Frage, die mich vor einigen Jahren vor einem Einstieg abgehalten hat. Wo liegt der Wettbewerbsvorteil, der schon seit Jahren Eigenkapitalrenditen jenseits der 20% ermöglicht. Hier dazu einige Gedanken:
- wenige Konkurrenten (3 Unternehmen dürften sich > 90% des Weltmarktes aufteilen)
- recht kleiner Nischenmarkt, eher uninteressant für sehr große Unternehmen
- Kundenbeziehungen dürften nicht unwichtig sein. Aufbau solcher dauert lange
- Differenzierung vermutlich primär über Qualität statt Preis. Effizienz und problemloser Einsatz dürfte Kunden wichtiger sein als der niedrigste Preis
- hohe Wechselkosten: wer einmal Produkte von Scharf erfolgreich einsetzt, wird wohl so schnell nicht wegen einem etwas niedrigeren Preis zu einem anderen Anbieter wechseln. Im Falle von Wartung und Reparatur bestehender Transportbahnen, dürfte ein Wechsel zu einem anderen Anbieter gar nahezu ausgeschlossen sein
Alles in allem dürfte SMT Scharf ein klassischer Hidden Champion sein, der als Nischenanbieter mit langjähriger Expertise einen Wettbewerbsvorteil besitzt.
Bewertung
Bei einem Kurs von 19,90 € beträgt die Marktkapitalisierung von SMT Scharf rund 83 Mio. €. Dem gegenüber steht ein Jahresüberschuss 2012 von 11,7 Mio. €. Allerdings lief es 2013 schlechter. Das Ergebnis von 3,2 Mio. € ist aufgrund einiger Sondereffekte zwar wenig aussagekräftig (Verlust beim Verkauf einer Beteiligung, Bildung von Rückstellungen, Währungsverluste). Trotzdem ist der Umsatz aufgrund der schwierigen Lage im Bergbaubereich (recht niedriger Kohlepreis) zurückgegangen. Auf Sicht von einigen Jahren ist das Management trotzdem optimistisch und ich denke die Chancen stehen hier nicht schlecht. SMT Scharf gefällt mir sehr gut und aktuell kann man die Aktie ohne eingepreistes Wachstum kaufen, eher sogar mit eingepreisten mittelfristigen Schwierigkeiten.
Der einzige größere Risikofaktor den ich sehe: Kohle hat als Energieträger auf lange Sicht keine Zukunft, was dem Management von SMT Scharf auch durchaus bewusst ist. Experten gehen aktuell davon aus, dass die Kohleförderung auch in den nächsten 10-20 Jahren zunächst zunehmen wird. Das lässt SMT Scharf viel Zeit, um im Hard Rock Bereich stärker zu werden. Was aber, wenn erneuerbare Energien sich doch schneller durchsetzen als gedacht? Wenn z.B. in 10 Jahren bereits der Kohleverbrauch beginnt zurückzugehen, die Preise sinken und die Investitionen in Kohlebergwerke stark zurückgehen? In diesem Fall dürfte SMT Scharf ernsthafte Probleme bekommen. Ich möchte mir nicht anmaßen, so etwas besser als Experten vorhersagen zu können, aber eine gewisse Wahrscheinlichkeit sollte man diesem Szenario zumindest beimessen. Auch Experten haben sich schon oft geirrt und langfristige Trends falsch eingeschätzt.
zum weiterlesen
Finanzberichte von SMT Scharf
Vorstandsinterview auf wiwo.de
Vorstandsinterview auf privat-anleger.info
Vorstandsinterview bei Börsen Radio Network
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