Vielleicht ist mir die Rosenbauer AG aufgefallen, weil ich als Kind schon gerne Grisu, der kleine Drache gesehen habe. Eine Zeichentrickserie über einen kleinen Drachen, der Feuerwehrmann werden will.
Vielleicht aber auch, weil sie recht gut meinem Beuteschema entspricht: Ein Unternehmen, welches seit vielen Jahren die gleichen Produkte herstellt, welche für mich einigermaßen verständlich sind. Welches kontinuierlich Gewinne macht und solide finanziert ist.
Geschäftsfeld der Rosenbauer International AG
PANTHER 6×6 CA5 (Foto: Rosenbauer)
Die Rosenbauer International AG ist ein österreichischer Hersteller von Feuerwehrfahrzeugen, dessen Wurzeln bis in das Jahr 1866 zurückreichen. Mittlerweile ist das Unternehmen einer der weltweit führenden Hersteller von Feuerwehrfahrzeugen.
Neben Löschfahrzeugen, welche den größten Umsatzanteil ausmachen, werden auch Hubrettungsgeräte, Feuerlöschsysteme und Ausrüstung hergestellt.
Produktionsstätten des Unternehmens sind weltweit zu finden: In Europa (Österreich, Deutschland, Spanien, Russland), den USA und Singapur.
Umsatz- und Ertragsentwicklung
Rosenbauer ist in der Vergangenheit stark gewachsen. Die Umsätze wurden kontinuierlich gesteigert.
Auch der Jahresüberschuss konnte immer weiter gesteigert werden, sogar überproportional. Zu beachten ist, dass ein recht großer Anteil des Jahresüberschusses Minderheitsgesellschaftern zusteht. Außerdem sind in den Jahren 2009 und 2010 Sondereffekte enthalten: 2009 wurden Rückstellungen in Höhe von 15 Mio. € aufgrund eines Kartellverfahrens gebildet, welche den Jahresüberschuss belasten. Ihr seht schon, das Thema Kartellverfahren verfolgt mich, siehe . Im Jahr 2010 wurde die Kartellstrafe dann gezahlt, allerdings in etwas geringerer Höhe, als Rückstellungen gebildet wurden. Rückstellungen in Höhe von 3,5 Mio. € konnten daher aufgelöst werden und wirkten sich positiv im ausgewiesenen Jahresüberschuss aus.
Die Aktie der Rosenbauer International AG – günstig oder teuer?
Ich werfe hier erstmal nur einen kurzen Blick auf die Bewertung.
KGV: 6,5 (Jahresüberschuss der Aktionäre des Mutterunternehmens 2010, Kurs 29,50€)
KBV: 1,8 (Anteil der Aktionäre des Mutterunternehmens Ende 2010, Kurs 29,50€)
Das Kurs-Gewinn-Verhältnis scheint mit 6,5 erstmal sehr günstig. Dabei sollte man allerdings bedenken, dass positive Einmaleffekte im Jahresüberschuss 2010 enthalten sind. Auch sollte beachtet werden, dass die Profitabilität von Rosenbauer, sowohl EBIT-Marge als auch Eigenkapitalrendite, seit einigen Jahren, auf einem recht hohen Niveau liegen. Besonders 2010 war der Jahresüberschuss sehr hoch. Wird das weiterhin so bleiben? Darüber sollte man vor einem Kauf nachdenken.
Auch das Kurs-Buchwert-Verhältnis ist mit 1,8 nicht spottbillig. Kein Wunder, Rosenbauer verdient Eigenkapitalrenditen von derzeit jenseits der 30%. Rosenbauer wäre sicherlich mal ein Kandidat für meine Artikelserie . Denn die Frage, ob Rosenbauer einen dauerhaften Wettbewerbsvorteil vor der Konkurrenz besitzt, wäre eine extrem wichtige Frage bei der Bewertung. Eine isolierte Betrachtung von KGV und KBV bringt uns erstmal nicht wirklich weiter.
Fazit
Metz L27-FA (Foto: Rosenbauer)
Die Rosenbauer International AG ist ein sehr interessantes Unternehmen, welches ich ab jetzt regelmäßig beobachten werde. Ihr werdet also sicherlich mal wieder etwas über das Unternehmen lesen können!
Eine Bewertung der Aktie ist mir derzeit erstmal nicht möglich. Die Aktie scheint auf den ersten Blick nicht teuer, aber es sind noch einige Fragen zu klären.
weitere Infos
Unternehmenshomepage: www.rosenbauer.com
Download von Geschäftsberichten
Sehr interessante Hintergrundinformationen bietet übrigens auch das Rosenbauer Magazin, welches ihr auf der Unternehmenshomepage anfordern könnt.
Update: inzwischen habe ich weitere Artikel über Rosenbauer geschrieben:
Artikel zum Geschäftsjahr 2011 bei Rosenbauer
Artikel zum Geschäftsjahr 2012 bei Rosenbauer
- Die besten Investmentbücher
- Aktien finden mit ValueStockScreener.com
- Bewertung von Unternehmen (DCF oder DDM?)
- Welche Risikoprämie bei der Aktienbewertung?
- Aktienanalysen
- unterbewertete Aktien finden
— Sir Mike · 2. December 2011, 10:29 · #
Das Kartellverfahren ist keinesfalls abgeschlosse! Es gibt in Deutschland nur vier Anbieter für Feuerwehrfahrzeuge und drei von denen haben sich bei Preisen über Jahre abgesprochen. Die Geschädigten sind nicht nur die Feuerwehren, sondern vor allem die sie finanzierenden Kommunen (denn die sind ja die Träger der Feuerwehren und bezahlen das ganze). Die Kommunen kennen bisher die genaue Schadenshöhe noch nicht und es wird zurzeit noch darüber gesprochen auf Ebene der Gemeindetage, inwieweit man hier eine Einigung erzielt, um dann bei einer gezahlten Entschädigung diese anteilige auf die Kommunen zu verteilen. Denn keiner hat Lust, über jedes gekaufte Fahrzeug einen eigenen Prozess zu führen. Hier wird noch einiges auf die Hersteller zukommen!
Es mag sein, dass die Strafen bereits verhängt wurden, damit sind aber die zivilrechtlichen Ansprüche der Geschädigten nicht abgegolten! Die größte Unsicherheit steht also noch aus, denn das Kartell bestand mindestens seit dem Jahr 2000.
Interessante Informationen zum Verfahren und zur Organisation des Kartells finden sich hier: http://kartellblog.de/2011/02/22/feuerwehrloeschautos-wie-organisiert-man-ein-kartell
Konkurrent Ziegler hat es übrigens alleine schon durch die Kartellstrafe in die Insolvenz getrieben.
Entschädigungen für ein 10 Jahre andauerndes Kartell sind existenzbedrohend und in der Höhe bisher keinesfalls abschätzbar. Unternehmen, die ein solches Verfahren am Hals haben, würde ich mit der Kneifzange nicht anfassen. Und unser gemeinsames Vorbild Warren Buffett übrigens auch nicht. Denn einer seiner eisernen Grundsätze lautet ja, dass das Management eines Unternehmens über jeden Zweifel erhaben sein soll und das Unternehmen selbst seinen guten Ruf keinesfalls beschädigen oder gar verlieren dürfe.
— Investment-Analyse · 2. December 2011, 11:15 · #
Vielen Dank für die Ergänzungen!
Einen Fallbericht vom Bundeskartellamt über das Verfahren gibt es übrigens auch noch hier:
Fallbericht Kartellverfahren gegen Hersteller von Feuerwehrlöschfahrzeugen
— Anfänger · 6. December 2011, 20:42 · #
Hallo,
Bin ein Anfänger und würde gerne wissen, ob den inneren Wert der Firma aufgrund von Cashflow oder sonstiger Parameter bestimmt hast? Wenn ja, auf welchen Wert kommst du bei Rosenbauer?
— Investment-Analyse · 9. December 2011, 08:26 · #
Hallo Anfänger,
wie gesagt fällt es mir schwer einen inneren Wert für die Rosenbauer-Aktie zu bestimmen, weil ich mir nicht sicher bin, ob das aktuelle Profitabilitätsniveau nachhaltig ist oder nur zeitweise so hoch ist.
Interessierst du dich vorrangig für den inneren Wert der Rosenbauer-Aktie oder eher dafür, wie ich bei der Bewertung einer Aktie generell vorgehe?
— Anfänger · 9. December 2011, 10:43 · #
Sowohl als auch. Mich interessiert wie du den Wert einer Firma generell bestimmst und auf welchen Wert du bei Rosenbauer gekommen wärst.
Ich verstehe, dass das Ergebnis keine genaue Zahl sein kann, aber ungefähr muss ich den inneren Wert doch eingrenzen können („…dass jemand dick ist erkenne ich ohne dass ich sein genaues Gewicht kenne“)
Und wenn ich den Wert nicht festlegen kann, sollte ich dann nicht die Finger davon lassen und mir Aktien suchen, bei denen ich mir leichter tue und dadurch das Risiko reduziere?
Wie gesagt, ich bin Anfänger und versuche diese Ideen (Value Investing) zu verstehen und dein Blog ist mir dabei sehr hilfreich, Danke dafür.
— Gier ist gut · 17. December 2011, 23:42 · #
@ Anfänger
“Und wenn ich den Wert nicht festlegen kann, sollte ich dann nicht die Finger davon lassen und mir Aktien suchen, bei denen ich mir leichter tue und dadurch das Risiko reduziere?”
Da hast du völlig Recht.
Es ist aber so, dass du niemals den genauen Wert festlegen kannst. Du kannst immer nur einen “educated guess” abgeben und hoffen, dass es so passieren wird.
Vergangenheit ist kein Garant dafür, dass die Zukunft linear verlaufen wird.
Grüße, Chris
— Sir Mike · 18. December 2011, 15:01 · #
@Anfänger
Das Übergewicht eines Anderen erkennst Du ja nur, weil Du ihn in Relation zu anderen Menschen setzt. Value investing geht nach dem selben Prinzip vor: Du schaust, was innerhalb einer Gruppe (von Unternehmen) “normal” ist und suchst Dir dann diejenigen heraus, die davon abweichen. Der kaufmännische Grundsatz lautet dabei ja, billig kaufen, teuer verkaufen und so investierst Du also nicht in die Aktienwerte, deren Kennzahlen eine Überbewertung anzeigen, sondern in die, die deutlich unter dem Aktienkurs liegen, den sie eigentlich haben sollten. Und dann brauchst Du Geduld! Denn eine Aktie kann auch mal Monate oder Jahre unerkannt bleiben, bevor ihr wahrer Wert sich im Aktienkurs wiederspiegelt.
Und weil man ja nicht unbegrenzt Geld hat und Verluste dieses Geld anknabbern oder gar aufzehren, sollte man sehr sorgfältig an die Auswahl gehen. Wenn man sich einen neuen Fernseher, ein neues Notebook, Handy, Kühlschrank oder Auto kauft, analysiert man ja auch oft stundenlang herum und sucht genau das Modell, das die besten Qualitäten in Verbindung mit dem besten Preis bringt. Weniger Sorgfalt sollte man an die Auswahl seiner Aktienengagements auf keinen Fall legen!