Artikelserie: investieren mit Leverage Effekt - Wertpapierkredite

30. November 2011 -   -  Stefan Mohr

Im letzten Artikel der Serie ging es um . Heute geht es um eine spezielle Form von diesen, nämlich um Wertpapierkredite bzw. Effektenkredite. Diese funktionieren prinzipiell genauso, weisen jedoch einige Besonderheiten auf.




weitere Artikel dieser Serie

  • Wertpapierkredite bzw. Effektenkredite
  • (langlaufende) Call-Optionsscheine
  • Knock-Out Zertifikate

wodurch zeichnen sich Wertpapierkredite aus?

Wertpapierkredite ermöglichen, ebenso wie klassische Rahmenkredite, einen bestimmten Kreditrahmen flexibel zu nutzen. Im Gegensatz zu klassischen Rahmenkrediten, welche Bonität, Gehalt und laufende Ausgaben berücksichtigen, um den maximal möglichen Kreditrahmen zu bestimmen, dient zur Besicherung von Wertpapierkrediten ein Wertpapierdepot. Jedes Wertpapier im Depot ist im Rahmen eines Wertpapierkredits dann bis zu einem bestimmten Prozentsatz des Marktwertes beleihbar, auch Beleihungswert genannt. Je weniger schwankungsanfällig das Wertpapier, desto höher in der Regel der Prozentsatz. 70% für Anleihen hoher Bonität, 30-50% für Aktien, 0% für Derivate sind gängige Werte.

Der Zinssatz von Wertpapierkrediten ist in der Regel verhältnismaßig günstig und liegt in der Regel zwischen dem klassischer Rahmenkredite und dem von Ratenkrediten. Aber natürlich gibt es hier von Anbieter zu Anbieter Unterschiede.

Risikofaktor: Verlust des Leverage-Effekts

Wie im Einführungsartikel beschrieben, besteht der größte Risikofaktor gehebelter Investments darin, dass es passieren kann, dass man den Leverage Effekt zu einem ungünstigen Zeitpunkt, also wenn die Aktienkurse sehr stark gefallen sind, plötzlich nicht mehr nutzen kann. Selbst wenn man dann langfristig recht behält und die Kurse wieder steigen, profitiert man davon nicht mehr sondern bleibt auf Verlusten sitzen.

Dieses Risiko besteht auch bei Wertpapierkrediten. Problematisch ist insbesondere, dass der Leverageverlust direkt durch fallende Aktienkurse ausgelöst werden kann. Denn fallen die Kurse und der Beleihungswert des Depots fällt unter den in Anspruch genommenen Kreditbetrag, muss man entweder Geld nachschießen, also einen Teil des Kredits zurückzahlen, oder ein Teil des Depots wird zwangsliquidiert.

wie stark sollte der Beleihungswert ausgeschöpft werden?

Man sieht also schon, dass eine vollständige Ausnutzung des Beleihungswertes bei Wertpapierkrediten absolut nicht empfehlenswert ist. Denn dann kann jeder Kurssturz sofort zu Problemen führen.

Letztendlich hängt die Frage, wie stark man den Beleihungswert ausnutzen sollte damit zusammen, wie stark die Wertpapiere im Depot fallen könnten. Nehmen wir mal an, das könnte man vorhersehen (was natürlich in der Realität zweifelhaft ist).

Unser Depot ist nun zu einem bestimmten Prozentsatz beliehen (nennen wir diesen Wert p), das heißt der in Anspruch genommene Wertpapierkredit beträgt einen bestimmten Prozentsatz des Marktwertes aller Papiere. Nun fällt das Depot um einen bestimmten Prozentsatz. Nennen wir diesen Wert v wie Verlust. Die Frage ist jetzt, wie hoch ist nach dem Kurssturz der Prozentwert p’, zu dem das Depot beliehen ist? Mit folgender Formel kann man das einfach berechnen:

Veränderung des Beleihungswertes eines Wertpapierkredites nach einem Kurssturz

Hat man also beispielsweise ein Wertpapierdepot mit einem Marktwert von 30.000€, ein Wertpapierkredit in Höhe von 10.000€ ist in Anspruch genommen. Das Depot ist also zu einem Prozentsatz von p = 33% beliehen.

Nun fallen alle Wertpapiere um v = 50%.

Das Depot ist nun zu p’ = 0,33 / (1 – 0,5) = 66% beliehen. Bestand das Depot komplett aus Aktien, wird die Bank nun in der Regel Geld nachfordern oder einen Teil des Depots liquidieren. Zumindest ist mir keine Bank bekannt, die Aktien zu 66% beleihen lässt.

Auch wenn man nicht 100% abschätzen kann, wie stark das Depot im schlimmsten Fall im Wert fallen könnte. Einige solcher Szenarien sollte man durchrechnen, bevor man einen Wertpapierkredit in Anspruch nimmt.

Fazit

Wertpapierkredite sind eine Spezialform des Rahmenkredits, die durch die Kreditbesicherung mit einem Wertpapierdepot recht einfach zu bekommen und verhältnismäßig günstig sind.

Die Besicherung mit einem Wertpapierdepot birgt jedoch starke Risiken, wenn der Marktwert des Depots fällt. Bevor man einen Wertpapierkredit in Anspruch nimmt, sollte man daher einige Szenarien durchrechnen und den Kredit auf keinen Fall bis zum Anschlag ausreizen.

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