OPAP - die Aktie des griechischen Lotto- und Wettanbieters

23. May 2012 -   -  Stefan Mohr

OPAP: die Aktie des griechischen Lotto- und Wettanbieters

OPAP ist ein griechischer Lotto- und Sportwettenanbieter, welcher mit einem Umsatz von mehr als 4 Mrd. € (2011) einen großen Teil des griechischen Marktes für sich beansprucht.

Seit kurzem habe ich OPAP ja auch in mein Musterdepot aufgenommen. Deshalb an dieser Stelle mal einige Gedanken zu OPAP.

Bei meinen Recherchen ist mir aufgefallen, dass auf dem Blog Value Shares bereits eine Reihe von Artikeln zu OPAP existieren. Hier gibt es schonmal einige interessante Informationen, die ich an dieser Stelle nicht wiederholen will. Deshalb hier mal die aus meiner Sicht lesenswerten Artikel:.

Einführungsartikel zu OPAP
OPAP – Update August 2011
OPAP – Update wg. Lizenzverlängerung
OPAP – Geschäftszahlen 2011

Vielen Dank für die interessante Vorarbeit! Einige eigene Gedanken und Ergänzungen werde ich jetzt noch zum Thema OPAP beitragen.

Die Gewinne von OPAP sprudeln trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage weiterhin, das KGV beträgt nach dem letzten Kurssturz nach den griechischen Wahlen unter 3.

OPAP betreibt derzeit die Lotterien Joker, Lotto, Proto, Extra 5, Super 3 und Kino, sowie die Sportwettenspiele Stihima, Propo und Propo-goal.
Hauptumsatz- und Gewinnbringer sind die Lotterie Kino und das Sportwettenspiel Stihima. Zusammen haben diese beiden ca. 90% Anteil am Umsatz und > 80% am Gewinn.

OPAP besitzt in diesem Bereich in Griechenland quasi ein Monopol. Die Exklusivlizenz wurde vor kurzem gegen Zahlung von 375 Mio. € nochmals um 10 Jahre, bis 2030 verlängert.

Außerdem erworben wurde von OPAP eine Lizenz zum Betrieb von bis zu 35.000 Video Lottery Terminals (VLTs). 2013 soll auch dieses Geschäft starten.

Was mir an OPAP gefällt:

  • es wird kaum Eigenkapital benötigt
    Mit derzeit rund 880 m€ Eigenkapital werden Gewinne von mehr als 500 m€ erwirtschaftet. Das Eigenkapital wird vor allem benötigt, um die bis 2030 laufenden Lizenzen zu finanzieren, die bereits bezahlt und in der Bilanz aktiviert wurden.

  • Die Kosten sind sehr variabel
    Der größte Kostenblock von OPAP, der von den Umsätzen abgeht, sind natürlich die Gewinnauszahlungen. Der zweite große Kostenblock sind Verkaufsprovisionen, auch diese sind direkt von den Umsätzen abhängig. Alle anderen anfallenden Kosten wie Verwaltungskosten sind verhältnismäßig gering. Bei fallenden Umsätzen ist also nicht mit extrem stark fallenden Gewinnen zu rechnen, wie das bei vielen anderen Unternehmen der Fall ist.

mögliche Folgen eines Euro-Austritts von Griechenland

Das ist natürlich, wie für andere Griechenlandinvestments, meine größte Sorge. Was passiert, wenn der Kurs der Drachme fällt? Die Gewinne von OPAP werden in Euro gerechnet ebenso fallen. Man sollte aber nicht vergessen, dass man mit einer Bewertung vom 2,5 (!)-fachen des Gewinns 2011 eine riesige Sicherheitsmarge hat.
Auch würde ich das Wechselkursproblem nicht überbewerten. Das mag kurz- und mittelfristig problematisch sein. Aber letztendlich erwirbt man mit einem Investment in OPAP einen Anteil an der griechischen Wirtschaftskraft. Vorrausgesetzt, die Griechen werden auch weiterhin Lotto spielen und wetten.

Einen wichtigen Aspekt zum Thema Wechselkurs spricht auch Robert auf Fundamentale Aktienanalyse im Artikel Griechenland im Ausverkauf – Aktien billig oder geschenkt noch zu teuer? an:

Eine Währung kann nicht allzulange offensichtlich superbillig sein. Der Wechselkurs würde sich dann schon in Richtung Kaufkraftparität bewegen über kurz oder lang. Wäre eine Währung um 90% (als Beispiel) unterbewertet, und das wäre für alle offensichtlich weil ich z.B. den Big Mac für umgerechnet 5 Cent kaufen könnte, dann würden soviel Gelder / Investitionen in dieses Land fliessen das die Währung automatisch steigen wird. Und die Währung wird automatisch umsoviel steigen, daß es sich fast nicht mehr lohnt in dieses Land zu gehen und dort Produktionsanlagen zu kaufen/aufzubauen.

Natürlich besteht auch die Möglichkeit, dass die griechische Regierung nach einem möglichen Euroaustritt anfängt, massiv Geld zu drucken. Die entstehende Inflation würde dann natürlich den Wechselkurs der Drachme immer weiter drücken. Auch dauerhaft. Aber das würde wiederum zu steigenden Löhnen und steigender Wirtschaftskraft (in Drachmen gemessen) führen. Angst vor Inflation muss OPAP wohl weniger haben.

wirklich profitable Investments gibt es meist da, wo große Angst herrscht

Eines sollte man sich mal klar machen: wirklich gute Investments findet man meist in Bereichen, wo kaum jemand investiert. Wegen großer Unsicherheit und daraus resultierender Angst. Das allein macht noch kein gutes Investment. Aber eine Aktie wird umso sicherer, je günstiger sie ist.

Coca Cola, Nestlé, Mc Donalds und wie die ganzen Kandidaten heißen, die immer wieder als Value Investments angepriesen werden, sind nicht der Bereich, in dem man wirklich hohe Renditen erzielen kann. Wenn du auf einer Party erzählst, was für Aktien du besitzt, und alle beglückwünschen dich zu deiner weisen Entscheidung, kannst du fast mit Sicherheit davon ausgehen, dass du damit keine überdurchschnittlichen Erträge erzielen wirst.

Wer wirklich unterbewertete Aktien kauft, der wird auf einer Party höchstens Hohn und Spott ernten. Zwar gilt der Umkehrschluss nicht zwangsläufig, wer wenig Zustimmung für seine Investments erfährt, der hat nicht zwangsläufig unterbewertete Aktien gewählt, aber in der Regel kann ein Value Investor nicht mit seinen Entscheidungen punkten. Oder zumindest erst im Nachhinein.

weitere Artikel über OPAP:
40% Kurssturz: was ist passiert?
Bewertungsupdate 2013

weitere Informationen

An dieser Stelle noch einige weitere Informationen zu OPAP.

Patrick, ein Leser dieses Blogs, hat eine schöne Übersicht über die Finanzdaten von OPAP seit 2004 erstellt.

Eine Unternehmenspräsentation von OPAP bietet recht interessante Informationen.

Ein recht guter Artikel über OPAP auf Seeking Alpha.

Ein Interview mit dem CEO von OPAP, Ioannis Spanoudakis habe ich ebenfalls gefunden.

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Kommentare [6]

  1. Ulrich · 23. May 2012, 14:45 · #

    Opap ist eine super Firma. Gerine Kosten, hoher Gewinn. Durch die Automaten Lizensen wird die Lage sogar noch besser. Der legale Glücksspielsektor (50%) ist ja voll unter Kontrolle.

    Wenn bloß dieses blöde Drachme-Szenario wäre.

  2. — David · 24. May 2012, 09:20 · #

    Hi Stefan,

    die Zahlen sehen in der Tat sehr interessant aus. Und eine EK-Rendite von historisch durchschnittlich fast 100% sieht man auch nicht alle Tage. Eigentlich hab ich sowas noch nie gesehen, was mich dann schon ein bisschen nachdenklich stimmt. Hast du mal über Bilanzmanipulation nachgedacht? Ich bin kein Bilanzierungsexperte um die Bilanz sezieren zu können. Aber grundsätzlich wäre ein bisschen Skepsis bei griechischen Unternehmen vielleicht nicht falsch. Es ist ja nun inzwischen weitläufig bekannt, dass es dort mit den Regeln und Gesetzen oft nicht ganz so genau genommen. Die Regierung hat bei den Sparbemühungen z.b. Gärtner eingespart, für Gärten die es gar nich gibt (demzufolge auch keine Gärtner). Oder was ist mit den Friseuren in “schweren” Berufen, oder den Rentengeldern für längst Verstorbene… Da gibts haufenweise Geschichten, z.b.:

    http://www.handelsblatt.com/politik/international/absurde-fruehverrentung-warum-griechische-friseure-gefaehrlich-leben/5873764.html

    Naja ich spar jetzt auch indem ich nicht mehr mit meinem Porsche zur Arbeit fahre, den ich nie hatte…

  3. Stefan Mohr · 24. May 2012, 10:00 · #

    Hi David,

    bezüglich Bilanzfälschungen: das glaube ich eigentlich nicht.
    Die hohen Eigenkapitalrenditen kommen denke ich vor allem dadurch zustande dass:

    * erst die Einsätze eingesammelt werden, Gewinne werden später ausgezahlt
    * Die Lizenzen wurden sehr günstig erworben. Insbesondere auch die Verlängerung 2020 – 2030. Ist halt günstig wenn der Staat grad dringend Geld braucht.

    Und da nahezu der gesamte Gewinn als Dividende ausgezahlt wird (ausgenommen dieses Jahr, wegen dem Erwerb der Lizenzen), mache ich mir über die Plausibilität der Gewinne auch keine Gedanken.

    Übrigens zu den Eigenkapitalrenditen nahe 100%: Es gibt schon einige Beispiele, bei denen das auch hinhaut. Z.B. Microsoft, Delticom, wenn ich noch ein wenig überlegen würde, würden mir sicher weitere einfallen. Diese Unternehmen halten viel Cash. Aber wenn man nur das wirklich für das Geschäft benötigte Eigenkapital anschaut, verdienen auch ein paar andere Unternehmen Eigenkapitalrenditen jenseits von Gut und Böse.

    Sehr lobenswert übrigens, deine Sparbemühungen ;)

  4. — Setla Suah · 28. May 2012, 12:26 · #

    Die Zahlen sind aus meiner Sicht nicht das Problem, taxing the mathematically inept ist eben eine sehr sehr gutes Geschäftsmodell.

    Wie glaubst du reagiert OPAP langfristig auf eine Drachme Druckmaschine?

    Wie steht das Risiko bezüglich eines “State buyout”? Dass der griechische Staat seine Hand schon weiter öffnet bezüglich Gewinnanteilen wird im Geschäftsbericht ja bereits angesprochen.

    Über das Geschäftsmodell selbst mache ich mir keine Sorgen. Die Frage ist, ob du als Aktionär langfristig zu den Profiteuren zählst….

    Geschäftsmodell: perfekt
    Preis: perfekt
    Einschätzbarkeit: ?

    Herr Dr. Leber hat den Wert zum 31.12.2012 mit 4% gewichtet.

    Grüße,
    Setla

  5. — richard · 11. June 2012, 19:56 · #

    Hello Stefan,

    Notice how, since the dividend, OPAP is trading at Eur3.65, whereas ADR (representing 1/2 share each)is at $2.84? This means ADR values stock at about Eur4.56, meaning a 25% premium!

    I guess some people didn’t notice there was a dividend? Or do you have some other explanation?

    Richard

  6. — richard · 13. June 2012, 13:12 · #

    I see some websites giving anl ex-dividend date for US ADR’s is June 14th. Perhaps the US ADR does not have same date as original stock (June 8th)?

    Richard

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