Kennzahlen für Value Investoren: das Kurs-Buchwert-Verhältnis

13. August 2012 -   -  Stefan Mohr

Kurs-Buchwert-Verhältnis

Das Kurs-Buchwert-Verhältnis einer Aktie ist meistens eine der ersten Kennzahlen, die ich mir ansehe. Wie viele Vermögenswerte abzüglich Schulden erhalte ich für mein Geld? Geschäfts- und Firmenwerte betrachte ich dabei nicht mit. Schließlich sind diese nicht als wirkliche Vermögenswerte vorhanden, sondern nur durch Unternehmenserwerbe entstanden. Oder andersherum: warum sollte ein Unternehmen, welches mal von einem anderen zu mehr als dem Buchwert übernommen wurde mehr wert sein, als wenn es noch eigenständig wäre?

Berechnen tue ich das Kurs-Buchwert-Verhältnis also folgendermaßen:

KBV = (Aktienzahl * Kurs) / (Eigenkapital – Goodwill)

Natürlich ist es keine Erfolgsgarantie, viele Vermögenswerte für sein Geld zu bekommen. Führen die Vermögenswerte nicht dazu, dass ein Unternehmen Gewinn macht, hat man als Eigentümer wenig davon. Höchstens, wenn die Vermögenswerte verkauft werden, und der Erlös an die Eigentümer ausgezahlt wird. Aber dann ist natürlich zweifelhaft, ob die Werte, die in der Bilanz stehen realisiert werden können.

Aber eine gewisse Schutzfunktion hat ein Kauf zu einem niedrigen KBV schon. Ein Unternehmen hat gewisse Chancen, zumindest zufriedenstellende Renditen auf das Eigenkapital zu verdienen. Ist das nicht der Fall, nimmt die Konkurrenz ab und die Bedingungen verbessern sich wieder. Werden im Gegenteil hohe Renditen auf das Eigenkapital verdient, nimmt die Konkurrenz zu und die Renditen fallen wieder. Eine große Gefahr, wenn man Aktien mit hohen Kurs-Buchwert-Verhältnissen kauft.

Natürlich ist diese Denkweise stark vereinfach. Weder ist eine Aktie mit niedrigem KBV grundsätzlich attraktiv, noch eine mit hohem KBV grundsätzlich zu teuer. Es gibt sowohl Unternehmen, die lange Zeit wenig Geld auf ihr Eigenkapital verdienen oder sogar Verluste machen. Als auch Unternehmen, die über lange Zeiträume deutlich überdurchschnittliche Renditen auf ihr Eigenkapital erzielen. Aber für einige Unternehmen ist das Eigenkapital eben trotzdem eine brauchbare Richtgröße für den Unternehmenswert. Ich denke da an Unternehmen wie A.S. Création Tapeten, Westag & Getalit, Autohellas oder auch Münchener Rück. Unternehmen also, die einen recht soliden Stand in ihrer Branche haben, gut geführt sind, aber recht viel Kapital benötigen und es schwer haben, sich einen starken, dauerhaften Wettbewerbsvorteil vor der Konkurrenz zu erarbeiten.

In jedem Fall sollte man gut begründen können, wenn man für ein Unternehmen ein Kurs-Buchwert-Verhältnis über eins bezahlt. Das sollte man nur tun, wenn man sich relativ sicher ist, dass ein Unternehmen dauerhaft überdurchschnittliche Eigenkapitalrenditen erzielen kann.

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