Friday Small Cap Check: Basler AG

13. July 2012 -  ,  -  Stefan Mohr

Friday Small Cap Check

Eigentlich wollte ich den Friday Small Cap Check ja heute heimlich unter den Tisch fallen lassen. Aber das fällt natürlich auf, und so habt ihr es einer Beschwerde von Robert Michel zu verdanken, dass ich mich nun doch noch aufraffe.

Heute lasse ich mal wieder den Zufallsgenerator auswählen, und der sagt: Basler AG.

Hier gehts zur Übersichtsseite des Friday Small Cap Check

Allgemeines zur Basler AG

Laut Homepage der Basler AG entwickelt und produziert diese digitale Kameras für industrielle und medizinische Anwendungen, Verkehrskontrollsysteme sowie Videoüberwachung.

Wie gewöhnlich, schaue ich erstmal bei der Börse Frankfurt auf die langfristigen Fundamentaldaten. Ausgewiesene Gewinne seit 2003, bis auf einen Ausrutscher 2009, und eine relativ stabile Umsatzentwicklung kommen da zum Vorschein. Das gefällt mir grundsätzlich schonmal. An Unternehmen, die keine stabilen Erträge erwirtschaften, bin ich in der Regel nicht interessiert. Natürlich können auch solche Unternehmen ein gutes Investment sein. Das ist allein eine Preisfrage. Aber um bei solchen Unternehmen zu profitieren, bin ich auf einen Turnaround angewiesen. Etwas extrem schwer vorherzusagendes. Ich konzentriere mich eher auf stabile Unternehmen.

Bilanzstruktur

Zur Stabilität eines Unternehmens gehört neben einer stabilen Ertragsentwicklung auch eine saubere Bilanz. Hohe Finanzverbindlichkeiten verringern in der Regel die Chance eines Unternehmens, schwierige Zeiten zu überstehen.

Die Vermögenswerte der Basler AG sind durch recht hohe immaterielle Vermögenswerte geprägt (12 Mio. €), die zu einem großen Teil aus aktivierten Entwicklungskosten bestehen. Der zweite große Posten sind Gebäude und Grundstücke aus Finanzierungsleasing (18 Mio. €). Weiterhin sind Vorräte vorhanden (8 Mio. €), Forderungen aus Lieferungen und Leistungen (5 Mio. €) und immerhin auch einige flüssige Mittel (7 Mio. €).

Auf der Passivseite der Bilanz stehen natürlich entsprechende Verbindlichkeiten aus Finanzierungsleasing (17 Mio. €). Außerdem andere Finanzverbindlichkeiten (7 Mio. €) und eine recht geringe Menge an anderen (zinsfreien) Verbindlichkeiten wie Finanzverbindlichkeiten. Der Rest (27 Mio. €) ist durch Eigenkapital finanziert.

So richtig gefällt mir die Bilanzstruktur nicht. Die Verbindlichkeiten aus Finanzierungsleasing sind doch recht hoch und führen eben zu recht konstanten Zahlungen, die Jahr für Jahr zu leisten sind. Das muss nicht bedenklich sein, aber verringert doch die Möglichkeit, schwierige Zeiten zu überstehen.

In wiefern die aktivierten Entwicklungskosten werthaltig sind, also in Zukunft zu entsprechenden Erträgen führen die zumindest die fälligen Abschreibungen ausgleichen, kann ich nicht einschätzen. Dem ausgewiesenen Eigenkapital würde ich daher ohne weitere Informationen keine größere Aussagekraft zuordnen.

Ein weiterer Test, der immer sehr interessant ist: Ziehen wir alle Schulden vom Umlaufvermögen ab. Das ergibt einen negativen Wert. Hintergrund ist hier der, dass das Umlaufvermögen meist mit recht hoher Sicherheit zum Bilanzwert veräußerbar ist. Beim Anlagevermögen sind die Bewertungsunsicherheiten in der Regel deutlich größer. Das Nettoumlaufvermögen abzüglich aller Schulden kann daher als vereinfachter Indikator für einen möglichen Liquidationserlös für die Aktionäre angesehen werden. Nicht, dass ich hier von einer Insolvenz ausgehe. Aber ein wert in der Höhe der Marktkapitalisierung oder gar darüber wäre zumindest äußerst interessant, da er die Sicherheit des Investments erhöhen würde. Bei Basler leider nicht der Fall.

Ertragslage

Ebenso mittelmäßig sehe ich die Ertragslage. Ich mag Unternehmen, bei denen man nur auf die Gewinnentwicklung schauen muss, hier eine sehr gute Konstanz erkennt und innerhalb kurzer Zeit damit eine erste Schätzung für den Unternehmenswert abgeben kann.

Natürlich muss danach eine genauere Analyse der ausgewiesenen Gewinne erfolgen. Entsprechen diese der wirtschaftlichen Realität? Oder wurde hier getrickst? Die Betrachtung der Free Cashflows ist da oft ein guter Check auf Plausibilität. Fährt ein Unternehmen über viele Jahre Gewinne ein aber keine Free Cashflows, sollte man die Sache sehr genau hinterfragen.

Auch sollte noch hinterfragt werden, ob dem Unternehmen in Zukunft starke Veränderungen bevorstehen könnten. Dann bestünde die Gefahr, dass die konstante Entwicklung in Zukunft nicht fortgeführt werden kann.

Bei Basler sehe ich sehr stark schwankende Gewinne. Wie soll ich hier schätzen, wie groß die Gewinne in Zukunft ausfallen werden? Ich weiß kaum etwas über Basler, aber ich bin mir bereits jetzt nur über eines sehr sicher: das mit der sinnvollen Bewertung wird, wenn überhaupt möglich, sehr schwierig. Ich möchte das der Basler AG nicht anlasten. Aber Basler scheint eben nicht zu den wenigen Ausnahmeunternehmen zu gehören, bei denen ich für eine einigermaßen sinnvollen Unternehmensbewertung clever genug bin.

Wäre ich Analyst, Börsenbriefschreiber oder irgendwas in der Richtung, würde ich jetzt mit irgendwelchen abstrusen Annahmen einen Unternehmenswert auf den Cent genau pro Aktie berechnen und die Aktie dann als “profitables Investment” empfehlen, wenn der Aktienkurs darunter liegt. Zum Glück bin ich aber nur Blogger und Privatanleger. Ich muss nicht zu allem eine Meinung haben…

sonstige Auffälligkeiten

Das Projekt Bewertung ist also gestorben. Aber das muss nicht heißen, dass der Check der Basler AG sinnlos war. Hier noch einige interessante Fakten, die mir beim Überfliegen des Geschäftsberichtes aufgefallen sind. Vielleicht hilft das dem ein oder anderen, der sich doch an einer Bewertung versuchen will. Wenn ich es nicht schaffe, heißt das nicht, dass das allgemeingültig sein muss. Abgesehen davon habe ich vor, auch die nächsten Jahrzehnte an der Börse aktiv zu sein. Vielleicht eignet sich Basler in Zukunft mal für ein Investment? Etwas Vorwissen kann dann nicht schaden.

Basler ist einer der drei größten Hersteller von Industriekameras weltweit.
Der größte wäre schöner. Aber Größe und Marktführerschaft hat oft einen gewissen Vorteil. Immerhin, ich hätte Basler eher als einer unter vielen Herstellen eingeschätzt. Natürlich wäre noch die Frage zu klären, wie groß die anderen zwei der frei größten Hersteller sind. Sind diese 10x so groß wie Basler, hat die Aussage drittgrößter Hersteller keine wirkliche Relevanz.

Zitat Geschäftsbericht 2011:
Aufgrund des im September 2011 erreichten Kursniveaus hat der Vorstand beschlossen, ein Aktienrückkaufprogramm in Höhe von 1 Mio. € aufzulegen und die […] Aktien für den zukünftigen Erwerb von Unternehmen vorzuhalten.
Positiv könnte man anmerken, dass der Aktienkurs vorher gefallen war. Der Vorstand ist also bestrebt, Aktien günstig zurückzukaufen. Was banal klingt, ist leider bei weitem keine Selbstverständlichkeit. Ob das Kursniveau wirklich als günstig einzuschätzen war, kann ich natürlich nicht sagen.
Negativ sticht das Erwerb von Unternehmen ins Auge. Das muss nicht schlecht sein. Das kann durchaus Sinn machen. Aber die Erfahrung zeigt leider, dass viele Vorstände vor lauter ausgerechneten Synergieeffekten etwas überoptimistisch werden. Ich hoffe nicht bei Basler…

Fazit

Ich habe definitiv schon uninteressante Unternehmen gesehen. Immerhin ist Basler profitabel und in einem recht eng umrissenen Geschäftsfeld aktiv. Ich kann derzeit nicht einschätzen, was Basler wert ist. Aber vielleicht ändert sich das ja irgendwann mal. Erstmal denke ich aber, dass es sich nicht lohnt, hier mehr Arbeit zu investieren.

Hier noch ein paar kleine Zahlen, auch wenn die Aussagekraft für mich äußerst gering ist:

KBV: 1,45
KGV 2011: 9,2
KGV mittl. Gewinn letzte 10 Jahre: 23

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Kommentare [2]

  1. Robert Michel · 13. July 2012, 22:46 · #

    :)

    Gar nicht mal so uninteressant. Werde ich mir mal näher ansehen.

  2. — Paul · 14. July 2012, 21:56 · #

    Anlagevermögen:

    Basler AG hat das Anlagevermögen vollständig abgeschrieben. „Die technischen Anlagen, Maschinen und Betriebs- und Geschäftsausstattung sind zur Besicherung von Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten von T€ 1.538 (Vorjahr: T€ 2.250) zur Sicherung übereignet.“ Quelle: Konzernabschluss 2011 vom 11.04.2012; Pkt. 10 Entwicklung des Anlagevermögens.

    Hauptgeschäftsfeld:

    Basler AG macht seinen Hauptumsatz im Segment „Components“ (Entwicklung und Vertrieb von digitale Kamera-Lösungen für OEM-Kunden in den Bereichen Industrielle Massenproduktion, Medizintechnik, intelligente Verkehrssysteme und Videoüberwachungsmarkt = Closed Circuit Television, CCTV), übersetzt bedeutet dies: Entwicklung und Vertrieb von CCD-Kameras.

    Exkurs: CCD-Technik. „Der von George Smith und Willard Boyle in seiner Grundform entwickelte CCD-Sensor (Abkürzung für Charge Coupled Device) ist heutzutage Bestandteil der meisten Digital- und Videokameras, darüber hinaus findet man den Bildwandler ebenfalls in vielen optischen wissenschaftlichen und medizinischen Geräten, wie z.B. in Teleskopen.“ Nobelpreis für Physik, 2009; Quelle: http://www.digitalkamera-land.de/news/physik-nobelpreis-geht-2009-an-ccd-erfinder/176.html

    Die CCD-Sensoren werden heutzutage jedoch durch die empfindlicheren und weniger Energie verbrauchenden CMOS-Sensoren (z.B. in vielen Fotohandys) fast durchgängig ersetzt.

    Marktposition:

    Weltweiter Marktführer für Industriekameras ist Fujifilm Holdings Corporation, im Bereich Medizintechnik – Marktfeld von Basler AG – ist dies Fujifilm Medical Systems, der Anbieter von kompletten Lösungen auf dem Gebiet der digitalen Radiographie. Auch Canon Europa N.V., Netherlands, ist in diesem Markt aktiv.

    Sony will in das Geschäftsfeld Medizintechnik einsteigen (dpa) 12.04.2012, und sucht bereits nach Übernahmekandidaten.

    Basler AG übertreibt, sich als einer der drei größten Hersteller von Industriekameras weltweit zu präsentieren. Ein Blick in den CCD-Teich genügt: es tummeln sich unzählige Firmen in diesem Markt; siehe The Virtual Industrial Exhibition; Quelle: http://www.directindustry.com/industrial-manufacturer/cctv-camera-76022.html

    Basler AG machte 2011 ca. 46,09 Mio. Euro Umsatz im Bereich „Components“; zum Vergleich IDS Imaging Development Systems GmbH (74182 Obersulm) – eine sehr kleine Firma – ca. 22 Mio. Euro.

    Qualitätsmerkmal Nischenanbieter:

    Basler AG zähle ich zu den Nischenanbietern. Um in dieser Position überleben zu können, muss gelten, dass die angebotenen Produkte sich auszeichnen durch gleichbleibend hohe Qualität und einfachster Integration. Laufende Kunden-Reklamationen können das Aus für die Firma bedeuten.
    Basler AG: „Im Jahr 2011 fielen für Garantieleistungen Kosten in Höhe von T€ 301 (Vorjahr: T€ 224) an.“ Punkt 9.1 Fertigungsaufträge, Konzernbericht 2011.

    Der Gesamtumsatz 2011 beträgt 55,06 Mio. Euro und die Kosten für Garantieleistungen sind 0,301 Mio. Euro; das sind ca. 0,5 % Ausschuss des Gesamtumsatzes; M.E. ziemlich hoch. Basler AG ist u.a. auch in der Medizintechnik tätig. In dieser Branche gilt Null-Fehler-Strategie!

    Gewinn aufgrund Senkung der Abschreibungen?

    Basler hat seine Abschreibungen in 2011 gegenüber 2010 im erheblichen Umfang gesenkt, Konzernbericht 2011, Punkt 9.2 Planmäßige und außerplanmäßige Abschreibungen, „Im Geschäftsjahr 2011 wurden außerplanmäßige Wertberichtigungen auf aktivierte Produktentwicklungen in Höhe T€ 578 (Vorjahr: T€ 1.601) vorgenommen, bei denen es sich um auslaufende Produkte handelt bzw. bei denen nicht mehr mit einem ausreichenden Nutzenzufluss gerechnet wird.“

    Der Konzernjahresüberschuss ist 2011 gegenüber 2010 von 8,048 Mio. € auf 4,244 Mio. € eingebrochen; ca. – 50 %. Im Gegenzug meldet die Branche im CCD-Markt für 2011 gute bis sehr gute Ertragszahlen, siehe IDC -Analyze the Future (IDC ist der weltweit führende Anbieter von Marktinformationen, Beratungsdienstleistungen und Veranstaltungen auf dem Gebiet der Informationstechnologie); http://www.idc.com/

    Basler AG weist sehr hohe Bankschulden aus. Hoffentlich kommt kein Sand ins operative Getriebe und die Kreditgeber werden weiterhin regelmäßig bedient.

    Basler AG braucht frisches Kapital:

    Das Grundkapital wird erhöht durch die Ausgabe neuer Aktien um insgesamt bis zu Euro 1.750.000,00, siehe Mitteilung vom 03.07.2012, https://www.bundesanzeiger.de

    Wie sich Basler AG im Markt behauptet, kann noch sehr spannend werden.

    Viele Grüße,
    Paul

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