Friday Small Cap Check: Lang & Schwarz AG

5. October 2012 -  ,  -  Stefan Mohr

Friday Small Cap Check

Irgendjemand hatte vor einiger Zeit Lang & Schwarz für den Friday Small Cap Check vorgeschlagen. Also werde ich den leeren Artikelentwurf mal füllen…

Die Lang & Schwarz AG ist ein Finanzdienstleistungsunternehmen. Die Marktkapitalisierung beträgt derzeit rund 18 Mio. €. Das Geschäft beinhaltet:

  • Emission von Derivaten
  • außerbörslicher Handel über Partnerbanken
  • Designated Sponsoring
  • Financial Services (z.B. Durchführung von Aktienrückkaufprogrammen, IPOs usw.)

Ertragslage: zu schön um wahr zu sein

Gleich am Anfang mal ein Blick auf den Jahresüberschuss von Lang & Schwarz in den letzten Jahren, um mal ein Gefühl für die Bewertung zu bekommen. Da die Börse Frankfurt als meine Lieblings-Datenquelle leider nicht viel liefert, hier mal die Daten aus den Geschäftsberichten abgetippt.

Jahresüberschuss Lang & Schwarz in Mio. €

2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000 1999
6,7 14,5 0,0 1,9 -0,5 7,0 1,9 0,3 -0,7 -5,3 -8,7 0,1 1,4

Schaut man sich hier mal die Ergebnisse der Jahre 2011 und insbesondere 2010 an, kommt man auf KGVs in Bereichen, die extrem verlockend aussehen (zur Erinnerung: Marktkapitalisierung 18 Mio. €). Die Frage ist bei solchen kurzzeitig guten Ergebnissen nur: ist das nachhaltig?

Um einen Eindruck davon zu bekommen, reicht es bereits, das Vorwort des Vorstandes aus den Geschäftsberichten der letzten Jahre zu lesen. Hier eine Zusammenfassung der Dinge, die dabei herausgekommen sind:

2007 wurden Rückstellungen für einen Sonderbeitrag an die Entschädigungseinrichtung der Wertpapierhandelsunternehmen (EdW) im Zusammenhang mit dem Betrugsfall Phoenix Kapitaldienst gebildet, 2008 wurden diese wieder aufgelöst (3,57 Mio. €). Genaugenommen müsste man diesen Betrag also von 2008 nach 2007 verschieben. 2007 war in Wirklichkeit also ein gutes Jahr, 2008 ein Verlustjahr.

2010 erfolgte eine Umfirmierung von Lang & Schwarz. Geschäftsbereiche wurden in 100%ige Tochtergesellschaften ausgelagert. Das Mutterunternehmen gab die Banklizenz zurück. Dadurch verringerten sich die Zahlungen an die EdW ab diesem Zeitpunkt deutlich. Außerdem wurden die in den Vorjahren für die EdW gebildeten Rücklagen aufgelöst. So entstand ein Einmalertrag von 11,3 Mio. €.

Nichts zum korrigieren habe ich dagegen für das ebenfalls ausgesprochen profitable Jahr 2011 gefunden. Das Jahresergebnis wurde hier allerdings durch das volatile Börsenumfeld, das zu erhöhter Nachfrage nach von Lang & Schwarz emittierten Derivaten führte, positiv beeinflusst. Möglicherweise ist der Ertrag 2011 also als eher überdurchschnittlich hoch einzustufen.

Zusammenfassend würde ich die Ertragslage folgendermaßen einschätzen: geringere Zahlungen an die EdW sollten den Jahresüberschuss in Zukunft positiv beeinflussen. Insbesondere das Ergebnis des Jahres 2010 sollte jedoch für eine Abschätzung der zukünftigen Ertragskraft um den großen Einmaleffekt bereinigt werden.

Wie groß wird die zukünftige Ertragskraft nun sein? Das kann ich erstmal absolut nicht einschätzen. Dafür müsste man sich wohl noch etwas länger mit Lang & Schwarz beschäftigen. Aber mit einem Jahresüberschuss 2011 von 6,7 Mio. € könnte die Bewertung von Lang & Schwarz recht günstig sein, selbst wenn 2011 eher überdurchschnittlich gut war. Weitere Betrachtungen könnten sich also lohnen.

Der recht günstig erscheinende Kurs, der im Laufe des Jahres 2012 auch ziemlich gelitten hat, hat übrigens seine Gründe: im ersten Halbjahr 2012 lag das Konzernergebnis etwa bei Null. Die Zurückhaltung vieler Investoren führte zu sinkenden Einnahmen. Die Frage ist, ob die Reaktion von Mr. Market darauf übertrieben ist…

Fazit

Lang & Schwarz ist bei weitem nicht so billig, wie der Jahresüberschuss der letzten beiden Jahre vermuten lässt. Billig könnte die Aktie aber trotzdem sein. Man müsste versuchen zu schätzen, wie hoch der Jahresüberschuss in Zukunft durchschnittlich ausfallen könnte. Eine Abschätzung, die mich auf die Schnelle naturgemäß überfordert.

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Kommentare [1]

  1. Till · 5. October 2012, 21:17 · #

    Interessant ist für mich bei Lang & Schwarz vor allem die Frage, wieviel neue Derivatgeschäfte sie von den grossen Banken bekommen. Insgesamt schrumpft der Derivatemarkt die letzten Jahre. Diejenigen, die am Markt bleiben, sollten aber nach meiner Meinung ein grösseres Stück vom kleineren Kuchen bekommen. Der Grund ist, dass sich viele grosse Banken mit Investmentabteilung aus dem Geschäft zurückziehen. Aber als Valueinvestor müsste man da eine ausführlichere Analyse der genauen Zahlen machen.
    Gruss, Till

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