Friday Small Cap Check: Greiffenberger AG

31. August 2012 -  ,  -  Stefan Mohr

Friday Small Cap Check

Ein Leser dieses Blogs hat für den Friday Small Cap Check die Greiffenberger AG vorgeschlagen. Vielen Dank für den Vorschlag!

Hier gehts zur Übersichtsseite des Friday Small Cap Check

Greiffenberger ist eine Holding mit Beteiligungen in verschiedenen Industriezweigen. Diese Beteiligungen sind in drei Bereichen tätig:

  • Antriebstechnik
  • Metallbandsägeblätter & Präzisionsbandstahl
  • Kanalsanierungstechnologie

Der Bereich Antriebstechnik war 2011 gemessen am Umsatz der größte (94,5 Mio. €), gefolgt vom Bereich Metallbandsägeblätter & Präzisionsbandstahl (46,2 Mio. €), der kleinste Bereich ist die Kanalsanierungstechnologie mit 15,9 Mio. €.

Wagen wir erstmal einen kurzen Blick auf die Bilanz:

Sachanlagen und Vorräte sind die bei weitem größten Vermögenspositionen. Auf der Passivseite der Bilanz stehen 42,3 Mio. € Finanzschulden und 30,6 Mio. € Eigenkapital. Eine durchaus relativ hohe Verschuldung also.

Schauen wir jetzt mal auf die langfristige Ertragsentwicklung. In der Regel bin ich nur an Unternehmen mit einigermaßen stabilen Erträgen interessiert. Ich bin vorsichtig bei Unternehmen, die das nicht in der Vergangenheit bewiesen haben. Eine Ausnahme von dieser Regel mache ich höchstens bei Unternehmen, die deutlich unter Net Current Asset Value zu haben sind. Hier eine langfristige Übersicht der Ertragszahlen von Greiffenberger:


in Mio. € 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000 1999 1998 1997
Umsatz 157 140 107 149 147 138 149 146 128 128 141 129 106 101 89
EBIT 8,3 7,7 -5,6 10,6 14,5 13,9 6,1 6,3 1,9 3,4 7,3 8,9 7,4 7,2 6,2
Jahresüberschuss 2,5 1,8 -7,5 5,2 4,8 -5,6 1 1,2 -4 -0,4 3,8 7 5,7 5,1 4,7

Was können wir aus dieser vergangenen Entwicklung ablesen? Zunächst einmal, dass das EBIT fast immer in den letzten 15 Jahren positiv war, aber leider nicht übermäßig stabil. Lässt sich aus der vergangenen Entwicklung eine Vorraussage für die Zukunft treffen? Vorhersagen lässt sich denke ich eines: die Erträge werden auch in Zukunft nicht übermäßig stabil sein. Denn grundsätzlich hat sich der Bereich in dem Greiffenberger tätig ist in den letzten Jahren nicht geändert. An sich sind solche Schwankungen natürlich nicht schlimm. Aber ich tue mich hier schwer mit der Vorhersage der Zukunft. Könnten wir zum Beispiel annehmen, dass die durchschnittliche Umsatzrendite der letzten 15 Jahre auch in den nächsten 15 Jahren erreicht wird?

Nehmen wir das einfach mal an und schauen was das bedeuten würde. Wir erhalten im Mittel der letzten 15 Jahre eine EBIT-Marge von etwa 5,2%. Das heißt: das EBIT des Jahres 2011 ist ziemlich genau durchschnittlich. Nehmen wir mal 2011 als durchschnittliches Jahr an.

Das EBIT des Jahres 2011 ergibt im Verhältnis zum investierten Kapital (42,3 Mio. € Finanzschulden + 30,6 Mio. € Eigenkapital = 72,9 Mio. €) einen Wert von 11,3%. Das ist also die Rendite auf das gesamte investierte Kapital vor Steuern. Das ist nicht gerade üppig. Geht man also davon aus, dass die letzten 15 Jahre von Greiffenberger als Richtschnur für die Zukunft gelten könnten, kann man davon ausgehen, dass Greiffenberger ein Unternehmen mit bestenfalls durchschnittlicher Profitabilität ist. Und ehrlich gesagt: das wundert mich nicht. Ich hätte in diesem Bereich auch nichts anderes erwartet. Und seien wir mal ehrlich: Unternehmen mit dauerhaft überdurchschnittlicher Profitabilität sind äußerst selten.

Ein durchschnittlich profitables Unternehmen also. Was zahlen wir dafür? Höchstens Buchwert! Wie sieht die Bewertung nach diesem Maßstab aus? Der Buchwert bzw. das Eigenkapital von Greiffenberger beträgt 30,6 Mio. €. Die Marktkapitalisierung 27 Mio. €. Das sieht mir bestenfalls fair aus.

Wie immer bitte dabei beachten: ich habe mich nicht tiefergehend mit dem Unternehmen beschäftigt, wie immer zum Friday Small Cap Check. Das ist alles nur eine erste Abschätzung, um zu sehen ob ein Unternehmen interessant sein könnte. Wenn sich jemand tiefergehend mit Greiffenberger beschäftigt hat und zu grundsätzlich anderen Schlüssen kommt, würde ich mich natürlich über einen Kommentar freuen!

Fazit

Greiffenberger ist ein durchaus nicht uninteressantes Unternehmen. Das Geschäftsmodell könnte man vielleicht verstehen und in den letzten 15 Jahren wurden fast kontinuierlich Gewinne erwirtschaftet.

Was mir nicht ganz so gut gefällt ist die relativ hohe Verschuldung. Und die aktuelle Bewertung des Unternehmens scheint auf alle Fälle nicht absolut günstig zu sein. Sollte der Aktienkurs von Greiffenberger um die Hälfte fallen, würde ich ggf. nochmal genauer hinschauen.

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Kommentare [3]

  1. memyselfandi007 · 31. August 2012, 13:00 · #

    Hi Stephan,

    ich verfolge Greiffenberger schon seit vielen Jahren.

    Positiv: Ehrliches Management, einfaches Business, Familiengeführt

    Negativ:

    Sehr konjunkturabhängig, zu viele Schulden vom Firmengründer (Vater des CEO) geerbt und einfach zuviel investiert. Der Vater war stark in der Region “connected”, hat zwar dadurch Subventionen bekommen aber dann völlig überdimensioniert investiert.

    Am interessantesten ist der kleinste Bereich.

    Vor ein paar JAhren haben Sie einen besonders volatilen Geschäftsbereich mal in die Insolvenz geschickt (2006 glaube ich, deshalb auch da ein Verlust) aber es ist nicht viel besser geworden.

    Immerhin sind sie etwas aktionärsfreundlicher geworden, vor allem kurz vor der KApitalerhöhung letztes Jahr ;-)

    Wie Du richtig gesagt hattest, eigentlich kein Investment zum aktuellen Preis.

    mmi

  2. Robert Michel · 31. August 2012, 14:27 · #

    Die Kombination von Volatilem Geschäftsumfeld und hoher Verschuldung ist für mich ein NoGo. Bevor Greiffenberger für mich in Betracht kommt, muss die Verschuldung deutlich abgebaut werden. Berthold Hermle zeigt wie man im Investitionsgüterbereich erfolgreich ist.

  3. — bb · 1. September 2012, 01:01 · #

    Danke für die Analyse.

    Ich wurde auf die Aktie durch einen Zeitschriftenartikel aufmerksam. Sie wurde dort als “nachhaltige Aktie” beschrieben. Bei meinen weiteren Recherchen bin ich auf eine Auftragsstudie (?) gestossen.

    Zusammenfassung:
    http://www.finanzen.net/nachricht/aktien/Original-Research-Greiffenberger-AG-von-GBC-AG-Kaufen-2021258
    Hier der Volltext:
    http://www.more-ir.de/d/11720.pdf

    Hintergrund der Empfehlung ist insbesondere der EBIT-Sprung von knapp 50% von H1 2011 auf H2 2012 und voraussichtlich weiter steigende Margen.

    Verantwortlich dafür ist wohl massgeblich der kleine Bereich BKP, auf den MMI schon angespielt hat.

    Interessant wäre wirklich zu verstehen, welche operativen Entwicklungen hinter dieser Ergebnisverbesserung stecken.

    Warum ist die Firma auf einmal profitabler?
    Wird diese Veränderung nachhaltig sein?

    Sollte das 2013er Ergebnis so eintreten wie prognostiziert, würde sich der KGV von 6,91 2012e (laut Comdirect) auf 4,72 2013e (laut brokerreport) reduzieren.

    Die Frage ist aber, inwieweit kann man solchen Brokerreports von Minifirmen wie performaxx oder GBC trauen?

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