Friday Small Cap Check: Berentzen-Gruppe

29. June 2012 -  ,  -  Stefan Mohr

Friday Small Cap Check

Ein Leser meines Blogs hat für den Friday Small Cap Check die Berentzen-Gruppe AG vorgeschlagen. Also dann mal los!

Hier gehts zur Übersichtsseite des Friday Small Cap Check

Das wohl bekannteste Produkt der Berentzen-Gruppe ist der Puschkin Vodka. Und dann hört es eigentlich auch schon auf mit meinen Kenntnissen über das Unternehmen.

Zuerst bin ich mal neugierig und werfe einen schnellen Blick auf die Fundamentalkennzahlen an der letzten Jahre.

Die letzten 3 Jahre wurde ein Gewinn gemacht. 2007 und 2008 dagegen horrende Verluste, auch 2006 ein kleiner Verlust. Davor sah es dann eigentlich ganz in Ordnung aus, außer 2004 wurde in jedem Jahr seit 2000 ein Gewinn geschrieben. In Begeisterungsstürme lässt mich das nicht ausbrechen, aber Berentzen könnte ein einigermaßen profitables Unternehmen sein. Warum habe ich noch keinen Blick darauf geworfen? Eigentlich bin ich alle deutschen Unternehmen schon zwei mal durchgegangen, aber aus irgend einem Grund habe ich Berentzen sofort aussortiert. Ich vermute mal wegen den großen Verlusten 2007 und 2008. Aber vielleicht waren das einmalige Sondereffekte, z.B. Firmenwertabschreibungen, die für die Zukunft weniger relevant sind? Ich werfe mal einen genaueren Blick darauf.

Bilanzstruktur

Sehr wichtig ist mir an einem Unternehmen, dass keine zu große Verschuldung vorliegt. Also mal ein Blick in den Geschäftsbericht 2011. (erster Eindruck beim öffnen des Dokuments: 158 Seiten!? Hätte bei so einem kleinen Unternehmen eher 30 erwartet).

Die Aktiva sehen schonmal recht gut aus. Keine großartigen immateriellen Vermögenswerte, hauptsächlich Sachanlagen und Vorräte und vor allem 25 Mio. € Cash bei einer Bilanzsumme von 126 Mio. €.

Auch an den Passiva ist erstmal nichts auszusetzen. Quasi keine Finanzverbindlichkeiten und mehr als 50% Eigenkapitalquote.

Restrukturuerung, Änderung der Eigentümerstruktur, Vorstandswechsel…

Um zu erfahren, was denn 2007 und 2008 passierte, was die großen Verluste verursachte, schaue ich mal kurz in die Geschäftsberichte.

Offensichtlich ist das Geschäft von Berentzen schon seit Jahren kontinuierlich geschrumpft. Es folgte ein Wirrwar von Restrukturierungsprogrammen, Wechseln im Vorstand und 2008 dann die Übernahme der Mehrheit der Anteile von der Aurelius AG. So ganz blicke ich da momentan noch nicht durch, da müsste ich mal genauer nachlesen.

Interessant ist aber, dass die Restrukturierung offensichtlich erfolgreich abgeschlossen wurde. Seit 2009 werden Gewinne geschrieben. Und zwar welche, die trotz viel überschüssigem Cash im Vergleich zum Eigenkapital durchaus nicht schlecht aussehen

ein erster Bewertungsversuch

Natürlich ist eine Bewertung an dieser Stelle nicht wirklich sinnvoll, da ich noch viel zu wenig über das Unternehmen weiß. Aber nehmen wir mal einfach die Zahlen und machen eine kleine Abschätzung.

Was zuerst ins Auge fällt, ist natürlich der große Cashberg. Die Marktkapitalisierung beträgt derzeit rund 45 Mio. €, 25 Mio. € Cash stehen in der Bilanz. Finanzverbindlichkeiten sind nicht vorhanden. Sprich das operative Unternehmen wird derzeit an der Börse mit 20 Mio. € bewertet. Das entspricht etwas mehr als dem Dreifachen des Gewinns 2011. Also entweder, Berentzen ist ein extremes Schnäppchen, oder es existiert ein Haken.

Der Haken könnte natürlich sein, dass das Geschäft von Berentzen in den letzten Jahren nicht sehr konstant war und die Zukunft daher schwer vorherzusagen ist. Offensichtlich wird die Zukunft derzeit für Berentzen nicht sehr rosig gesehen. Vielleicht ist das berechtigt.

Fazit

Berentzen ist in jedem Fall ein interessantes Unternehmen. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich in der Lage bin, Berentzen sinnvoll zu bewerten. Aber zumindest scheint das Geschäftsmodell verständlich zu sein und die Bilanzstruktur ist solide. Da könnte man mal genauer nachforschen. Und das werde ich auch tun bei Gelegenheit.

Anzeige:
Value investing made easy