Microsoft: Geschäftsbericht 2010/11

30. September 2011 -   -  Stefan Mohr

Es ist nun schon einige Wochen her, dass Microsoft den Jahresbericht (Form 10-K) des Geschäftsjahres 2010/11 veröffentlicht hat.

Den gesamten Bericht findet ihr hier:

Microsoft.com, als Word-Dokument oder
Securities and Exchange Commission (SEC), als html-file

btw.: gibt es außer Microsoft eigentlich ein Unternehmen, was seine Berichte NICHT als PDF veröffentlich? ;-)

Ich werde mal einige Punkte, die ich für wichtig erachte zusammenfassen.

Überblick

(Mrd. $) 2011 2010 %
Umsatz 69,9 62,5 +12%
Betriebsergebnis 27,2 24,1 +13%
Jahresüberschuss 23,2 18,8 +23%
Cash Flow aus betrieblicher Tätigkeit 27,0 24,1 +12%
Free Cash Flow 24,6 21,9 +12%
Dividendenausschüttung 5,2 4,6 +13%
Aktienrückkäufe (netto) 9,1 9,0 +2%
Cash + Investments, abzgl. Finanzschulden 51,7 38,6 +34%

Alle Zahlen konnten wie gewohnt gesteigert werden. Der Jahresüberschuss nahm aufgrund geringerer Steuern überproportional stark zu.

Der Free Cashflow liegt, wie auch in den meisten Vorjahren, etwas über dem Jahresüberschuss, da teilweise schon Zahlungen für Produkte eingehen, deren Umsatz erst in späteren Perioden bilanztechnisch realisiert wird.

62% des Jahresüberschusses (Vorjahr 72%) wurden in Form von Dividenden und Aktienrückkäufen an die Aktionäre ausgeschüttet. Die Aktienrückkäufe habe ich in der Tabelle netto ausgewiesen, sprich zurückgekaufte abzüglich neu ausgegebene Aktien. Hintergrund ist, dass von Microsoft regelmäßig Aktien an Mitarbeiter ausgegeben werden. Um den Anteil der Aktionäre am Unternehmen konstant zu halten, müssen diese natürlich zurückgekauft werden.

Da nicht alle Gewinne ausgeschüttet wurden und auch nicht viel investiert wurde (der Free Cashflow liegt ja wie angemerkt sogar über dem Jahresgewinn), steigt der Cashbestand des Unternehmens stark an. Ich habe in der Tabelle Cash und Investments, abzüglich der Finanzschulden von Microsoft ausgewiesen, also gewissermaßen das überschüssige Vermögen, was nicht für den laufenden Geschäftsbetrieb benötigt wird. Finanzschulden hat Microsoft im Geschäftsjahr 2011 einige zu sehr niedrigen Zinsen aufgenommen um vom niedrigen Zinsniveau zu profitieren. Ob das sinnvoll ist, wenn man dann das geliehene Geld als Cash hält ist natürlich zweifelhaft. Auf der anderen Seite ist ein Großteil der Anleihen sehr langfristig mit Laufzeiten bis zu 30 Jahren. Man darf also gespannt sein, was Microsoft mit dem Geld anstellen will. Ich persönlich würde mich ja über mehr Aktienrückkäufe freuen. Es ist zwar gut viel Cash für Unvorhergesehenes zu haben, aber Microsoft übertreibt da etwas…

Ergebnisse der Segmente

Umsatz
Betriebsergebnis
(Mrd. $)
2011 2010 %
Windows & Windows Live Division 19,0
12,3
19,5
13,0
-2%
-6%
Server and Tools 17,1
6,6
15,4
5,5
+11%
+19%
Online Services Division 2,5
-2,6
2,2
-2,3
+15%
-9%
Microsoft Business Division 22,2
14,1
19,1
11,5
+16%
+23%
Entertainment and Devices Division 8,9
1,3
6,2
0,6
+45%
+114%
Corporate-Level Activity -4,6 -4,3 -8%

Zulegen in Betriebsergebnis und Umsatz konnten die Segmente Server and Tools (Windows Server), Microsoft Business Division (MS Office) und Entertainment and Devices Division (Xbox, Kinect, Windows Phone). Hier konnten Umsätze gesteigert werden, das Betriebsergebnis stieg sogar überproportional. Die Windows and Windows Live Division dagegen entwickelte sich recht schwach, Umsätze und Gewinne gingen leicht zurück. Das hatte zum Großteil buchhalterische Gründe (siehe S. 26 des Berichtes), ohne diese Effekte wäre das Wachstum etwa im Bereich des Wachstums des PC-Marktes gewesen (laut Microsoft ca. 2-4%). Der einzige Bereich ohne einen Gewinn war weiterhin die Online Services Division (Bing und MSN). Hier wurde ein Verlust in Höhe des Umsatzes erwirtschaftet, was schon beachtlich ist. Im Bereich Coporate-Level Activity sind Kosten zusammengefasst, die keinem Bereich direkt zugeordnet werden können.

Ausblick

Wie wird sich Microsoft in den nächsten Jahren entwickeln? Starke Wettbewerbsvorteile liegen denke ich bei Windows und Office. Und hier macht Microsoft auch einen Großteil der Gewinne. Nicht völlig unbedeutend ist noch der Bereich Server and Tools, alles andere ist nahezu unbedeutend. Mit der Xbox wird hoffentlich auch weiterhin etwas Gewinn gemacht. Aber solche Traummargen wie bei Windows und Office werden da nie drin sein. Bei Bing bleibt zu hoffen, dass der Bereich entweder irgendwann moderate Gewinne macht oder eingestellt wird. Dass man hier Google ernsthafte Konkurrenz machen kann, halte ich zumindest für äußerst schwierig.

Übrigens: die Marktkapitalisierung von Microsoft liegt heute bei einem Kurs von 25,65$ bei rund 215 Mrd. $. Man bilde sich selbst eine Meinung, ob dies teuer oder billig ist. Meine Meinung kennt ja jeder, der mein Musterdepot kennt ;)

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Kommentare [4]

  1. Chris · 2. October 2011, 00:07 · #

    Hallo Stefan,
    sehr interessanter und informativer Beitrag.

    Leider zweifle ich stark am Erfolg von Win8, deswegen werde ich hier nicht aktiv, aber ich lasse mich gerne eines besseren belehren!

    Das Unternehmen MSFT gerät immer wieder in den Blickpunkt von Value Investoren.
    Erst kürzlich hat Seth Klarmann (einer von Buffett`s- Lieblinge) hier groß zugeschlagen. Das Exposure von Klarmann beträgt soweit ich weiß etwa 13% seines NAV. Also eine ziemlich große Portion seines Geldes ist in Microsoft.

    Microsoft bei Gieristgut.com

  2. Investment-Analyse · 2. October 2011, 14:43 · #

    Hallo Chris,

    aus welchen Gründn zweifelst du genau am Erfolg von Win8?
    Ob sich das System auf Tablets und Handy durchsetzt muss man sicher erstmal abwarten, aber auf PCs wird denke ich kaum jemand drum herum kommen. Von daher ist denke ich nur noch die Frage, ob man damit eher mäßigen Erfolg haben wird (wie mit Win Vista) oder großen Erfolg (wie mit Win7).
    Das ist halt das schöne an Monopolisten wie MSFT, sie müssen nicht immer das beste Produkt anbieten um damit Erfolg zu haben ;)

  3. Gier ist gut · 12. October 2011, 21:22 · #

    Ich habe mir Win8 angeschaut und finde diese “Tiles” einfach nicht gut, und sobald man mehr machen will, dann geht es zurück in die normale Windows- Oberfläche.
    Bei dem Thema bin ich eigentlich sehr empfänglich und offen für Neues, aber das kann einfach nicht gut werden.

    Wenn man sich die Märkte auf denen Win8 eindringen will, mal anschaut, dann sieht man, dass MSFT einfach schon verloren hat.
    iOS und Android sind einfach schon so gut und haben so einen großen Marktanteil, dass ich sogar an googles CloudOS zweifle.

    Das ganze erinnert mich eher an totes Kapital, oder auch Geldverbrennung 2.0 :D

    Viele Grüße, Chris

  4. Investment-Analyse · 13. October 2011, 07:52 · #

    Naja, man sollte bedenken, dass die aktuelle Entwicklerversion von Windows 8 eine Vorabversion ist, wie die fertige Version dann genau aussieht muss man mal sehen. Und die Tiles sind doch eigentlich nur zur Bedienung mobiler Geräte gedacht, ist das Ganze da nicht praktisch?

    Aber du hast sicher recht, gegen iOS und Android anzutreten wird nicht einfach. Immerhin werden aber alle Nokia-Handys ab jetzt mit Microsoft Betriebssystemen ausgeliefert werden. Und gerade für den Business-Bereich ist es sicher von Vorteil, auf allen Geräten vom Handy bis Desktop PC das gleiche System zu haben.

    Ob sich Windows 8 auf Mobilgeräten durchsetzt ist aber sicher schwer abzuschätzen, vll hast du recht, dass es floppt. Aber selbst wenn, halte ich Microsoft zum aktuellen Kurs unterbewertet.

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