Meine Lieblings-Suchstrategie für Aktien ist eine Art systematische Schnellanalyse einer großen Anzahl von Unternehmen. Dabei geht es nicht darum, einen Wert zu bestimmen oder detaillierte Kenntnisse über ein Unternehmen zu erlangen. Es geht einfach nur um die Frage: lohnenswert für eine weitere Analyse oder nicht? Dauern tut so eine Analyse i.d.R. irgendwas zwischen 30 Sekunden und maximal 15 Minuten.
Wie geht man vor? Man erstellt sich einfach eine lange Liste von Unternehmen (z.B. eines Landes oder einer Branche oder nur kleine/große/mittlere Unternehmen) und geht diese Liste von Anfang bis Ende durch.
Was ich an dieser Suchstrategie unter anderem auch mag ist folgendes:
Erstens: nach allem was ich weiß sucht fast niemand konsequent und mit Ausdauer so nach interessanten Unternehmen, egal ob Profi oder Hobby-Anleger. Und mit einer Suchstrategie, die wenig verbreitet ist, hat man vielleicht die Chance, etwas zu finden, was mit anderen Suchstrategien übersehen wird.
Und Zweitens: man erhält damit einen gewissen Überblick über die Unternehmen in einem Marktsegment/einem Land. Man hat dann von jedem börsennotierten Unternehmen zumindest schonmal kurz gehört und kennt ein paar Eckdaten. Sicher nicht von Nachteil…
wann ist ein Unternehmen interessant?
Jetzt ist natürlich die Große Frage: wenige Minuten Zeit pro Unternehmen. Worauf schaue ich da, was macht ein Unternehmen überhaupt interessant?
Als ich das erste mal die eine Liste aller deutscher Unternehmen durchgegangen bin, wusste ich garnicht so richtig wonach ich suche, bzw. habe jeden Tag je nach Laune andere Kriterien angewendet. Die Ergebnisse waren daher nur wenig brauchbar und ich hatte zum Schluss das Gefühl, mehr interessantes übersehen als herausgefiltert zu haben. Beim zweiten mal ging es besser und mit der Zeit entwickelt man ein Gefühl dafür, was einem wichtig ist und wonach man überhaupt sucht.
Für mich hat sich mit der Zeit herauskristallisiert, dass es grundsätzlich zwei Kategorien von Unternehmen gibt, die interessant sein können. Beide sind durch recht einfache Kriterien definiert und relativ leicht in kurzer Zeit zu identifizieren.
1.) interessant zur Beobachtung – unabhängig vom Preis
Klar, jeder will natürlich Unternehmen finden, die unterbewertet sind. Und auch wenn das natürlich mein Ziel ist, suche ich im ersten Schritt oft nach Unternehmen, die sich für eine längere Beobachtung eignen.
Solche Unternehmen müssen vor allem eine Eigenschaft aufweisen: ich muss dieses Unternehmen einschätzen können und den Wert, den es aufgrund seiner zukünftigen Ertragskraft besitzt.
Mein erster Blick gilt daher immer der Stabilität der Ertragskraft, und zwar langfristig, idealerweise 10 Jahre und länger. In der Regel ist es einfach so, dass man keine Chance hat, die zukünftige Ertragskraft eines Unternehmens halbwegs abzuschätzen, wenn diese nicht in der Vergangenheit zumindest einigermaßen stabil war.
Ich bin bei der Beurteilung meist nicht zu hart. Die Erträge müssen in der Vergangenheit nicht absolut konstant gewesen sein oder gar schnurgerade nach oben gewandert sein. Gewisse Schwankungen sind schon erlaubt. Auch wenige Jahre mit deutlich niedrigeren Gewinnen oder gar mit hohen Verlusten sind schon ok – ob diese z.B. nur durch Goodwillabschreibungen entstanden sind oder aus zeitlich begrenzten Schwierigkeiten entstanden sind, muss man später im Einzelnen untersuchen. Aber beispielsweise ein junges Biotech-Unternehmen, welches noch nie richtig Gewinne gemacht hat oder ein Unternehmen, welches in großen finanziellen Schwierigkeiten steckt und seit Jahren Verluste macht, gehört sicher nicht in diese Kategorie.
Natürlich gibt es eine große Grauzone. Gehört ein Unternehmen, welches zwar langfristig profitabel ist, aber dessen Gewinne sehr stark schwanken in diese Kategorie? Bzw. wie stark dürfen diese Schwankungen sein? Das ist zugegebenermaßen Ermessenssache und lässt sich nicht klar beantworten.
An dieser Stelle hat man schon 50% geschafft. Die zweite Frage ist die Einschätzung des Geschäftsmodells: könnte ich das Geschäftsmodells des Unternehmens mit einigem Aufwand gut genug verstehen? Diese Einschätzung ist in sehr kurzer Zeit nicht so einfach. Aber zumindest ist es doch so: sehr viele Unternehmen, welche den Test der langfristig halbwegs stabilen Ertragskraft bestanden haben, fallen meiner Erfahrung nach auch in die Kategorie “vermutlich verständliches Geschäftsmodell”. Man muss eben nur noch einige Kandidaten aussortieren, welche man trotzdem nicht interessant findet. Das hängt oft auch mit persönlichen Vorlieben und dem eigenen Wissen zusammen. Ich streiche z.B. oft Immobilienunternehmen, meistens auch Banken und Versicherungen raus. Auch wenn ein Unternehmen in vielen verschiedenen Bereichen aktiv ist, die nur wenig miteinander zu tun haben, bin ich meist nicht interessiert. Besonders interessant finde ich dagegen meist Unternehmen, die nur eine kleine Anzahl an Produkten oder Dienstleistungen anbieten, am besten in einem Bereich, in dem langfristig keine allzu großen Veränderungen zu erwarten sind. Aber wie gesagt – jeder wird hier andere Präferenzen haben. Was für mich uninteressant ist, ist für andere vielleicht gerade besonders interessant.
Wendet man diese Filterkriterien auf jedes Unternehmen an, ohne jetzt zu sehr ins Detail zu gehen, findet man relativ schnell eine Anzahl an Unternehmen, die sich gut als Kandidaten für eine Watchlist eignen. Man beschäftigt sich mit dem Unternehmen, liest jährlich den Geschäftsbericht und verfolgt die Entwicklung. Versteht man das Unternehmen gut genug, legt man sich ein Preistarget fest, ab dem man sich für einen Kauf interessieren würde, passt dieses bei neuen Entwicklungen ggf. etwas an und hofft darauf, dass der Kurs dieses irgendwann mal erreicht.
2.) keine stabile Profitabilität, aber extrem günstig
Ist ein Unternehmen, welches es nicht in Kategorie 1 geschafft hat, jetzt automatisch uninteressant? Ich denke, jedes Unternehmen wird ab einem bestimmten Preis interessant. Was sind Indikatoren, die ein Unternehmen interessant machen, wenn eine langfristig stabile Ertragskraft fehlt?
Bei in der Vergangenheit nicht halbwegs stabilen Ertragskraft hat man in der Regel kaum eine Chance, diese für die Zukunft abzuschätzen. Also konzentriert man sich eher auf die Vermögenswerte – und hier insbesondere auf sicher bewertbar und schnell verfügbare Vermögenswerte.
Ist z.B. die Netto-Cashposition im Verhältnis zur Marktkapitalisierung sehr groß? Wäre also nach Begleichung aller Finanzschulden noch viel Geld da, welches – idealerweise – den Aktionären zugute kommen könnte?
Auch Net-Nets sind immer interessant: betrachtet man nur kurzfristig liquidierbare Vermögenswerte und zieht alle Schulden davon ab, bleibt dann ein Betrag übrig, der größer als die aktuelle Marktkapitalisierung ist? Wenn ja, ist das zumindest ein Indikator für eine günstige Aktie. Denn selbst wenn die Ertragsentwicklung nicht passt – wenn das Unternehmen liquidiert wird oder zumindest unprofitable Geschäftsbereiche aufgibt, könnte der reine Wert der Vermögenswerte recht groß sein.
Unternehmen die nach solchen Kriterien günstig sind, sind meist mit großen Unsicherheiten behaftet und eignen sich selten für eine große Position. Und doch kann man damit oft gut verdienen. Richtig interessant sind beispielsweise Situationen, in denen absehbar ist, dass ungenutzte Vermögenswerte einer besseren Verwendung zugeführt werden. Es gelingt selten, so etwas rechtzeitig und vor allem vor der Masse der Anleger zu erkennen, aber in den seltenen Fällen wo das gelingt, sind das extrem profitable Investments.
Natürlich ist auch bei so etwas die Ertragssituation des Unternehmens nicht ganz unerhelblich. Ein Unternehmen, welches viel Cash hat, aber in großer Geschwindigkeit Cash verbrennt, büßt viel von seiner Attraktivität ein. Aber zumindest ist man weniger darauf angewiesen, die zukünftige Ertragskraft halbwegs genau vorherzusagen.
Zusammenfassung
Letztendlich könnte man das Ganze also z.B. so mit einer Graphik veranschaulichen:
Je nachdem wie hart man die jeweiligen Kriterien jeweils ansetzen, landen meist mindestens 50% oder teilweise noch deutlich mehr der Unternehmen im Papierkorb. Man kann es sich zukünftig die Zeit sparen, hier weiter zu analysieren. Der Rest ist entweder dauerhaft potentiell interessant und man kann sich das Unternehmen irgendwann mal genauer ansehen. Oder es ist aktuell sehr günstig aber nicht generell interessant. Dann sieht man es sich zeitnah an und es landet entweder im Depot oder im Papierkorb.
Wer von euch wendet eine ähnliche Suchstrategie an? Wie geht ihr dabei vor? Ich freue mich auf eure Kommentare!
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— Markus S. · 16. July 2014, 16:47 · #
Hallo Stefan,
ich gehe ähnlich vor. In letzter Zeit habe ich mir v.a. amerikanische Unternehmen angeschaut. Sehr hilfreich finde ich da die 10-Jahres-Übersicht von gurufocus. Da sieht man direkt wichtige Sachen, wie EPS-Entwicklung, Anzahl an Aktien, Cashflow usw. Wenn man kein zahlendes Mitglied ist, hat man leider nur Zugriff auf in den USA gehandelte Aktien.
Von den deutschen Seiten finde ich die Übersicht von finanzen.net oder aber ‘boerse frankfurt’ ganz nett.
Viele der Unternehmen landen auch bei mir relativ schnell im Papierkorb, da ich sie einfach nicht bewerten kann (Versicherungen, Banken, Immobilienunternehmen) oder sie noch nie Profite gemacht haben (Biotech). Natürlich entgehen einem dadurch viele Sachen, aber damit kann ich leben (denke da nur mal an Idenix Pharmaceuticals, mit dem Seth Klarman dieses Jahr ganz gut abgeräumt hat).
Gruß
Markus
— Jonas · 16. July 2014, 17:15 · #
Hallo Stefan,
ich denke du hast eine sehr interessante und effektive Vorgehensweise. Bei mir mangelt es oft daran wirklich eine Branche/ Liste oder Index systematisch durchzugehen. Meistens analysiere ich deswegen Unternehmen, auf die ich in einem Blog, Newsletter oder über einen Aktienscreener gestoßen bin. Meine Vorgehensweise ist dabei recht ähnlich. Bei mir läuft sie aber auf drei Stufen ab.
In der ersten schaue ich wie du auf die langfristige Profitabilität und Stabilität. Dazu schaue ich mir in der Regel auf Ariva die Entwicklung des Gewinns der letzten 15 Jahre an. Bei der Auslese bin ich dann etwas strenger. Alle Unternehmen die in diesem Zeitraum nicht mindesten den Gewinn verdoppelt haben oder mehrfach in der Verlustzone waren fliegen raus. Eine Bewertung mit dem Liquidationswert halte ich zwar für grundsätzlich richtig, ich habe aber für mich eingesehen, dass dies momentan noch außerhalb meines Kompetenzkreises liegt. Vielleicht werde ich mir aber hier noch ein Buch holen. Vorschläge werden von mir gerne gesehen.
Die zweite Stufe ist eine vereinfachte Bewertung, die an dem DCF-Verfahren angelehnt ist. Dazu rufe ich mir den letzten Jahresbericht auf und ermittle mir den free Cashflow (operativer Cashflow – Investitionen). Diesen teile ich dann durch die Marktkapitalisierung (Anzahl Aktien * Börsenkurs) um mir eine “Ausschüttungsrendite” zu ermitteln. Wenn die Rendite zuzüglich einer historischen Gewinnwachstumsrate interessant erscheinen (>10%) schafft es ein Unternehmen in Stufe 3, sonst wandert es in die Watchlist.
Das charmante an der Betrachtung mir Hilfe einer Ausschüttungsrendite und eines Gewinnwachstums ist, dass ich indirekt die Kapitalrendite mit bewerte. Bei gleicher Ausschüttungsrendite und Wachstumsrate ist es mir egal, ob ein Unternehmen im Verhältnis zur Marktkapitalisierung viel Gewinn macht und fast alles reinvestieren muss um zu wachsen oder ob es wenig Gewinn macht, aber dank einer hohen Profitabilität für das gleiche Wachstum fast nichts investieren muss.
Die dritte Stufe ist wie bei dir eine Detailanalyse. Hier schätze ich die zukünftige Gewinnwachstumsrate, suche nach Wettbewerbsvorteilen zur Konkurrenz, schaue mir die Brache an, lese den Geschäftsbericht (zumindest einige Teile davon) und lese alles von dem Unternehmen, was ich finden kann.
Interessant sind für mich momentan übrigens folgende Unternehmen: Berkshire Hathaway, Admiral Group, IBM, Wal-Mart, Novo-Nordisk und Fossil. Diese spiegeln aktuell auch etwas 40% meines Portfolios wieder. Ich freue mich natürlich immer, wenn du Unternehmen aus meinem Portfolio untersuchst. Von Zeit zu Zeit haben wir immer mal wieder Überschneidungen. Momentan bin ich auch bei Kinghero, Goldrooster und China Specialty Glass Leidensgenosse, die aber nur (noch) 3% meines Portfolios ausmachen.
Viele Grüße
Jonas
— Richard a.k. · 17. July 2014, 13:23 · #
Bei Datenbanken wie gurufocus muss man ja immer beachten, dass die gleichen Informationen auch allen anderen Investoren zur Verfügung stehen. Selbst kleine Fondgesellschaften führen enorme Unternehmens-Datenbanken, die den Fondmanagern nach Algorithmen Investitionsvorschläge machen. Suchroboter werten automatisiert die Geschäftsberichte von Unternehmen aus und pflegen sie in die Datenbanken ein. Die “Schnäppchen”, die übrig bleiben, bleiben vielleicht aus einem bestimmten Grund übrig. Den Kampf Mensch gegen Maschine sollte man am besten nicht direkt aufnehmen.
Um das zu umgehen, kann man meiner Meinung nach folgendes machen:
(1) Unternehmen mit Streubesitz < 100 Mio. Die sind zu klein für die meisten Fonds.
(2) Obskure Unternehmen in obskuren Ländern, “Schneckenfarm in Vietnam”. Das könnten seriöse Fondmanager vor ihren Kunden nicht rechtfertigen
(3) Versteckte Werte finden, die nicht in der Bilanz stehen. Um es mit Warren Buffett zu sagen:“The best buys are when the number almost tell you not to. Because then you feel so strong about the product.” (Aus einem Youtube-Video, Buffett in der Schweiz)
— Markus · 19. July 2014, 14:38 · #
@Stefan
Die Frage soll nicht provokant gemeint sein, aber ist es nicht naiv zu glauben, man hat eine Chance gegen nicht emotionale und zigfach schnellere screener?
Auch die Verwendung von Vergangenheitsgewinnen…
Ich kenne meine kleine Firma recht gut, trotzdem kann ich die zukünftigen Gewinne und Umsätze nur in ca. Bandbreiten schätzen, die durchaus jede “faire-Wert-Rechnerei” aushebeln können.
Evtl. Sonder-Effekte wie subprime oder dotcom mal außen vorgelassen…
— Gerd Gühne · 19. July 2014, 17:25 · #
Danke Stefan!
Was gut funktioniert ist mit Screenern nach KBV<1 für bestimmte Branchen (die man versteht) zu suchen. Und dann grob nachsehen ob es offensichtliche Anzeichen gibt, welche diese Bewertung rechtfertigen. Macht ein Unternehmen (einmalige) Verluste oder bricht der Gewinn deutlich ein, kann dass eine starke Verkaufswelle auslösen. Die ganzen Trendfolger und Chart-Astrologen steigen ebenfalls aus (also die Masse der Anleger) und bleiben dem Unternehmen eine ganze Weile fern. So manches Unternehmen ist dann sehr günstig zu haben.
Auch wenn das manche nicht glauben mögen, aber Mr. Market handelt manchmal sehr emotional. Da nützt es auch nichts wenn die Fonds den Wert entdecken und kaufen. Wenn die Masse verkauft fällt der Kurs einfach…
Leider erwischt man dabei nicht alle Branchen (z. B. IT). Beispielsweise würde eine IBM in kurzer Schieflage auch nicht zum KBV von 0,5 gehandelt werden. Genau genommen müsste man nach Aktien suchen die seit 1 Jahr mind. 50% ihres Wertes eingebüßt haben.
— Stefan Mohr · 21. July 2014, 16:01 · #
@Jonas:
Das mit der “Ausschüttungsrendite” und der da noch dazukommenden Gewinnsteigerung ist ein interessanter Denkansatz.
Ich mache es eher so, dass ich den (ggf. bereinigten) Gewinn ins Verhältnis zur Marktkapitalisierung setze. Je nachdem ob ich dem Unternehmen eine überdurchschnittliche Verzinsung auf einbehaltenes Kapital zutraue oder nicht, korrigiere ich die erwartete Rendite dann ggf. noch etwas nach oben oder unten. Ist nicht sehr genau, aber für mich eigentlich ausreichend, da man sowas ohnehin nur grob schätzen kann.
Gut ist es auch meistens, den Wert eines Unternehmens mit verschiedenen Herangehensweisen zu schätzen. Kommt man dann auf deutlich unterschiedliche Werte, sollte man seine Annahmen überprüfen.
@Markus:
Es geht ja garnicht so sehr darum mit Screenern zu konkurrieren. Klar, die können Unternehmen viel besser z.B. nach einem KBV <1 durchsuchen als man selbst.
Aber das Problem ist: alle nutzen automatische Screener. Wenn ich anders vorgehe – selbst wenn diese andere Suchmethode objektiv betrachtet schlechter ist – habe ich die Chance, damit interessante Unternehmen zu finden, die von Screenern übersehen werden. Sei es, weil kein Screener für alle Unternehmen (korrekte) Daten hat oder weil sich nach manchen Dingen (z.B. “leicht verständliches Geschäftsmodell”) nicht automatisch screenen lässt.
Und die Schätzung zukünftiger Gewinne: klar, das kann man nur grob schätzen. Die Vergangenheit kann dabei etwas helfen, mehr aber auch nicht. In der Regel habe ich keine Ahnung, ob der aktuelle Kurs eines Unternehmens nun seinen wahren Wert widerspiegelt oder nicht. Ich denke das muss man als Investor auch nicht… Es kommt nur darauf an, die wenigen Fälle in denen man es besser weiß, zu nutzen.
— Robert Michel · 23. July 2014, 18:58 · #
Für wie erfolgreich würdest du dein Vorgehen eigentlich einschätzen? Ehrlicherweise muss man sagen, dass du schon lange keinen interessanten und investitionsfähigen Aktien vorgestellt hast.
— ZaVodou · 24. July 2014, 09:42 · #
Hallo Stefan,
Du schreibst, dass Du u.a. Aktien nach ihrer stabilen Ertragskraft auswählst und dann schaust, ob sie günstig sind. Das setzt voraus, dass Du für die so ermittelten Aktien einen Kaufkurs errechnest. Wie bestimmst Du diesen?
Gruß
ZaVodou
— Stefan Mohr · 24. July 2014, 19:06 · #
@Robert Michel:
Bezüglich dem Finden von interessanten Unternehmen würde ich mein Vorgehen als recht erfolgreich einschätzen. Aber das ist jetzt nicht wirklich verwunderlich, wenn man sich viele Unternehmen kurz anschaut, sind eben auch immer einige interessante dabei. Interessante und günstige sind aber aktuell zugegebenermaßen nicht so leicht.
Und dass ich schon einige Zeit keine Aktien mehr vorgestellt habe, ist zugegebenermaßen richtig ;-) So wie ich allgemein recht wenig Artikel für diesen Blog geschrieben habe…
@ZaVodou:
Ja, zu bestimmen, zu welchem Kurs man eine Aktie kaufen möchte, dass ist der Trick ;-)
Zugegebenermaßen habe ich dafür kein Patentrezept und glaube auch nicht, dass es eins gibt. Auf der anderen Seite ist das gelegentlich ja nicht so schwer. Wenn man für ein Unternehmen die Ertragskraft für die nächsten 10 Jahre wenigstens ganz grob schätzen kann, dann ist die Bewertung Mathematik 4. Klasse. Meistens kann man das nicht, das ist klar. Aber das sehe ich nicht so als Problem an. Dann muss man eben extrem konservativ schätzen oder die Schätzung ganz sein lassen. Nicht erfolgreiche Investoren scheitern in der Regel nicht daran, dass sie Unternehmen nicht gut genug bewerten können, sondern daran, dass sie ihre Fähigkeiten bei der Unternehmensbewertung überschätzen. Wenn ich etwas nicht einschätzen kann, mache ich eben mit dem nächsten Unternehmen weiter, es gibt ohnehin mehr als ich mir jemals ansehen kann.
— Fabian · 28. July 2014, 20:51 · #
Hallo,
darf ich ein wenig off-topic fragen, ob von Euch auch jemand in Berlin aktiv ist und Interesse an einer Art Value-Investing-“Stammtisch” hat? Ich bin selbst privater Investor und wuerde mich ueber einen direkten Austausch in Berlin freuen :-)
Viele Gruesse
Fabian
— Robert Michel · 28. July 2014, 21:24 · #
Eine Art Value-Investing-“Stammtisch” fände ich super. Komme leider aus Bayern. Finden sich Leute für München?
— Tom · 28. July 2014, 22:58 · #
Hallo Fabian, bin auch aus Berlin und würde mich freuen wenn wir das mal angehen. Meine Mail ist energie.enge@web.de. Gruß, Tom.
— Karsten · 30. July 2014, 12:07 · #
… jemand in Hamburg? GRuß, Karsten
— Richard a.k. · 31. July 2014, 10:12 · #
Hier gibt es ja nun einige Goldrooster-Aktionäre, wie ich den Kommentaren entnommen habe. Ich werde zur HV nach Berlin fahren – wenn diese jemals stattfinden sollte :-)
Vielleicht trifft man sich da mal.
Grüße an alle
— Joker · 31. July 2014, 12:56 · #
Hallo Stefan,
wird das Musterdepot auch mal aktualisiert ?
Sind Transaktionen durchgeführt worden ?
— Stefan Mohr · 31. July 2014, 14:28 · #
Hi Joker,
nein, es sind keine Transaktionen durchgeführt worden.
Ich denke, dass es für ein langfristig ausgerichtetes Depot durchaus akzeptabel ist, mal einige Monate nicht aktualisiert zu werden.
— Dirk · 31. July 2014, 16:51 · #
Hallo Robert,
bin auch aus München. Wenn es Leute für einen Value-Investing-Stimmtisch in München gäbe wäre ich dabei.
Grüße Dirk
— Stefan Mohr · 31. July 2014, 17:11 · #
Interessant, wie viel Interesse an einem Value-Stammtisch hier besteht! Falls jemand sowas in seiner Stadt organisieren will, kann ich das gerne in einen Artikel packen, dann finden sich vielleicht noch ein paar Interessenten…
Ich selbst würde in Dresden natürlich teilnehmen. Bin aber gelegentlich auch in Berlin und München. Sollte es terminlich gerade passen, würde ich also auch da vorbeikommen :)
— Chris · 3. August 2014, 12:47 · #
Moin,
an einem Value-Stammtisch im Raum Berlin wäre ich auch interessiert. Ich komme aus dem Berliner Umland und hätte insofern kein Problem an einem Stammtisch in Berlin teilzunehmen.
Stefan hat meine e-mail Adresse. Er kann sie gerne an Gleichgesinnte weiterreichen.
Und gleich die erste Frage für den virtuellen Stammtisch: In den letzten Wochen (besser Monaten) sah es bei meiner “Aktien-Analyse” mir ziemlich mau aus. Ich habe lediglich zwei Kandidaten für die Watchlist gefunden. Zugekauft habe ich nichts. Geht es jemandem genauso?
Gruß Christian
— Dirk · 6. August 2014, 17:02 · #
@Chris:
Da ich zur Zeit voll investiert bin und an den Märkten nur rote Lampen leuchte, schaue ich nicht mehr aufs Depot – macht ja keinen Spass im Moment.
Wer noch liquide Mittel hat, sollte aber eventuell auf Shopping-Tour gehen. Inzwischen sind DAX-Werte wieder richtig günstig.
— Chris · 8. August 2014, 17:29 · #
@ Dirk:
“I always like to have a billion on hand, you know, thats what Iike to have in my pocket at all times”. W.B.
Shopping-Tour ja, aber immer ein bisschen Pulver für Schnäppen bereithalten.
Richtig günstig sind die Dax-Werte noch nicht. Vetropack wird z. B. auf den ersten Blick gerade interesannter.
Ich halte mich an meine Watchlist und schaue welchen Preis ich für die Werte zu zahlen bereit bin.
Grüße
Chris
— Michael · 8. August 2014, 20:29 · #
Günstig ist der DAX nicht unbedingt. Einige andere Länder sind gemessen am Kurs / Gewinn, Kurs / Buchwertverhältnis und zyklischem Kurs / Gewinn (Shiller P/E) Verhältnis deutlich günstiger.
Dies umfasst beispielsweise die südlichen, europäischen Länder wie Italien, Spanien, Portugal und Griechenland. Aber auch einige Schwellenländer wie Brasilien und Argentinien sind günstig sowie Osteuropa wie die Ukraine, Serbien, Polen und Ungarn. Russland ist zurzeit mit Abstand am günstigsten, allerdings bestehen hier natürlich auch nicht unerhebliche Risiken.
Im Vergleich zu ganzen Länderindizes (erwerbbar u.a. über ETFs) kann man einzelne Aktien aus diesen Ländern leider nur erschwert erwerben.
— Dirk · 9. August 2014, 11:11 · #
@Michael:
In südeuropäischen Ländern gibt es noch immer günstige Werte. Ich habe mich bisher von diesen Ländern ferngehalten, weil die Quellensteuer so hoch ist und diese Länder die Rückerstattung so erschweren.
Über ETFs kann man die natürlich auch abgedecken. Leider sind die TER selbst für iShares für diese Länder recht hoch – wahrscheinlich auch aufgrund der Quellensteuerproblematik.
Vielleicht bin ich auch einfach zu geizig, aber 25 % Quellensteuer plus KAP, SOL und Kirchensteuer 27 % ist mir einfach zu heftig.
Russland finde ich auch interessant, z.B. Sberbank und Gazprom Nef. Aber zumindest in Europa erhält man offensichtlich keine Aktien dieser Unternehmen, sondern nur ADRs aus den USA. Muss man da nicht zweimal Quellensteuer bezahlen, d.h. einmal für die Dividende aus Russland und dann wird sich die IRS noch ein Stück vom Kuchen herausschneiden? Bin kein Experte, was ADRs angeht.
— Fabian · 18. August 2014, 18:13 · #
Hallo,
schoen, dass es Interesse gibt!
Ich hatte jetzt schon mit Tom offline Kontakt.
Der aktuelle Plan ist, dass wir uns im September treffen.
Viele Gruesse
Fabian
— Michael · 26. August 2014, 16:03 · #
Was ist die wichtigste Value Kennzahl, um die zukünftige Performance einer Aktie zu beurteilen – das KGV, KBV oder Kurs Umsatzverhältnis?
Man könnte meinen, das eine dieser Kennzahlen am wichtigsten ist. Aber offenbar ist eine andere Kennzahl noch viel bedeutender, nämlich das Wachstum der Bilanzsumme. Dabei ist umso besser, je tiefer das Wachstum der Bilanzsumme im Vergleich zum Vorjahr ausgefallen ist. Interessant ist, dass Aktien mit tiefem Kurs / Buchwert Verhältnis (KBV) i.d.R. auch eher ein tiefes Bilanzsummen-Wachstum aufweisen.
Eine Kennzahl (Bilanzsummenwachstum), die vieles abdeckt: Einige Firmen kaufen Aktiven auf, um Gewinn aufzublähen oder investieren die Mittel in unrentable Projekte. Zudem kann ein hoher (potenziell nicht werthaltiger) Goodwill daraus resultieren. Die Zunahme von Vorräten (Lager ist unverkäuflich) und Forderungen (Schuldner zahlen nicht) kann ein weiteres, negatives Indiz sein. Weiter kann sich die Aufnahme von Fremd- (höherer Leverage) oder Eigenkapital (Gewinnverwässerung) eher negativ auf eine Firma auswirken. Das alles wirkt sich auf die Bilanzsumme aus bzw. erhöht sie. Vgl. dazu die Untersuchung, http://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=1335524
Grundsätzlich kann man Aktien nach tiefem KBV suchen und dann die mit tiefem Bilanzsummenwachstum gegenüber dem Vorjahr auswählen. Was denkt Ihr dazu?
— daniel koinegg · 26. August 2014, 18:34 · #
@Michael: scheiden dadurch nicht auch jene Unternehmen aus, die beispielsweise eine hohe Rentabilität und großes Wachstumspotenzial haben?
— Michael · 26. August 2014, 20:22 · #
Ja, das dürfte stimmen. Firmen mit tiefem Bilanzwachstum haben i.d.R. auch einen tiefen ROA (Return on Assets). Wahrscheinlich wird Wachstum und Rentabilität einfach überzahlt, was den Effekt erklären könnte. Oder sind solche Aktien riskanter und haben deshalb eine höhere Rendite – ich persönlich denke eher weniger – möglich ist es aber auch.
Ehrlich gesagt war ich ziemlich erstaunt, als ich über diese extrem simple Kennzahl und deren scheinbar hohe Aussagekraft gelesen habe. In der “Value” Literatur ist dazu kaum etwas erwähnt.
Etwas seltsam ist auch, dass Firmen, welche Verluste erzielen und einen negativen ROA haben, offenbar auch eine gute zukünftige Performance erzielen. (Wie immer gilt dies aber nur für ein Portfolio solcher Aktien und nicht für isolierte Titel). Hier ist wohl aber auch das Risiko höher – das sich aber bei einer Diversifikation eigentlich reduzieren sollte. Gibt es dazu allenfalls weitere Untersuchungen – ich weiss es nicht.
— Michael · 26. August 2014, 20:36 · #
An interessantesten finde ich übrigens, dass diese Kennzahl “multidimensional” ist und ganz verschiedene Effekte abdeckt (Leverage, Gewinnverwässerung, Fehlinvestitionen, Goodwill, Wachstum etc.).
Offenbar kann sie auch besser “Winner” von “Looser” Aktien unterscheiden als die gängigen Value Kennzahlen. Der einzige Nachteil ist m.E., dass diese Kennzahl gemäss meinen Informationen bisher nur für die USA getestet wurde. Das macht sie allerdings auch interessant, da die Kennzahl offenbar wenig bekannt ist.
— daniel koinegg · 26. August 2014, 21:20 · #
“In der “Value” Literatur ist dazu kaum etwas erwähnt. “
Weil sie wie gesagt für Value Investoren auch überhaupt keine Aussagekraft hat…
— Michael · 26. August 2014, 21:57 · #
Das sehe ich anders. Wie gesagt haben Firmen mit tiefem Bilanzsummen – Wachstum i.d.R. auch tiefe KBV und damit auch Net Current Asset Values (oben geht ja Stefan darauf ein).
Die Kennzahl Kurs / Buchwert Verhältnis bildet eindeutig Value ab.
Die Aussagekraft ist doch riesig, vgl. Ausschnitte aus der Studie:
If, alternatively, the investor bought the stocks with the lowest past growth in assets, the mean annual portfolio return would have been 26%. The investor in the low growth stocks would have achieved a 22% return premium by simply sorting stocks on one of the most available pieces of business data—the growth in the book value of assets.
The effect is consistent over time with the returns of low asset growth stocks exceeding those of high asset growth stocks in 90% (equal weighted) and 72% (value weighted) of the calendar years in the
sample.
und weiter
“We show that a firm’s growth rate in assets is at least as powerful in explaining returns as other well known effects such as size, book-to-market,
and return momentum and reversals.”
— daniel koinegg · 26. August 2014, 22:07 · #
Und weil die Technik so wahnsinnig profitabel ist, wird sie gratis ins Internet gestellt, damit auch andere davon profitieren und den Effekt zunichte machen können :-P
— Michael · 26. August 2014, 22:34 · #
Hmm, das kann man aber beim (tiefen) Kurs / Gewinn, Kurs / Buchwertverhältnis etc. auch sagen.
Die Effekte sind schon lange bekannt und 100fach publiziert worden.
Dieser Effekt wurde offenbar erst vor kurzem entdeckt (2009). Wissenschaftler publizieren alles, sie sind ja daran interessiert, dass ihre Papers in renomierten Fachjournalen erscheinen. Nur dann gewinnen sie fachlichen Einfluss und Anerkennung.
Seltsam ist aber, dass der Effekt nicht schon viel früher publiziert wurde. (Warum hat z.b. Benjamin Graham nicht darüber geschrieben?)
“Data Mining” und Zufall in der Analyse ist natürlich auch eine Variante.
— Richard a.k. · 27. August 2014, 14:10 · #
Hallo Michael,
das ist ein interessantes Paper.
Mit solchen statistischen Untersuchungen kann sicher der eine oder andere an der Uni promovieren. Ich bezweifele aber die praktische Relevanz von diesen “mechanistischen” Anlageansätzen für Privatanleger.
Im Buch Value Investing von Max Otte werden ähnlich Unersuchungen zu mechanistischen Anlagestilen vorgestellt. Z.B. eine Meta-Studie über KBV-Ansätze. Die durchnittliche Überrendite über die Marktrendite reißt einen aber nicht vom Hocker. (Ich müsste das nochmal nachschlagen).
Es werden aber auch Studien vorgestellt, bei denen immer Aktien gekauft werden, die drei Jahre in Folge gefallen sind. Auch hier lässt sich eine Überrendite erzielen.
Und dann gibt es noch die “Börsen-Zauberformel” von Joel Greenblatt. Da stellt man das Portfolio nach KGV und Eigenkapitalrendite zusammen. Über die letzten 17 Jahre konnten damit Überrenditen erzielt werden.
Fondgesellschaften können so etwas implementieren und der Trend geht ja auch eindeutig zum mechanistischen Fondprodukten. Aber der Privatinvestor wird das nicht können. Zum einen fehlt eine entsprechende Datenbank. Zum anderen müsste sein Portfolio ultra diversifiziert sein (Die Rendite ist ja nur eine statistische). Und dann schlägt einem noch das eigene Ego ein Schnippchen, wenn man aus “guten Gründen” von der Anlage-Mechanik abweichen möchte.
KBV-Ansätze halte ich allgemein für gefährlich. Sie ziehen einen automatisch auf schlechten Unternehmen mit Problemen, Verlusten und meist ohne Moat. Interessante und wenig kapitalintesive Firmen (z.B. Softwarefirmen) werden automatisch rausgefilter, weil die meist ihre Vermögensgegenstände nicht oder nur redziert aktivieren.
Grüße
— Stefan Mohr · 27. August 2014, 21:10 · #
“KBV-Ansätze halte ich allgemein für gefährlich. Sie ziehen einen automatisch auf schlechten Unternehmen mit Problemen, Verlusten und meist ohne Moat. “
Aber vielleicht ist genau das ja der Grund für die Überrendite. Die guten Unternehmen kauft jeder und entsprechend teuer sind sie meistens.
Grundsätzlich sehe ich das mit den mechanischen Ansätzen aber ähnlich wie du. Die Überrenditen reißen mich nicht vom Hocker. Und vor allem weiß man nie, welche dieser Ansätze auch in Zukunft funktionieren würden.
Nehmen wir mal an, die Börsenkurse wären einfach nur zufällige Bewegungen und hätten keinerlei realen Hintergrund. Dann würde man trotzdem immer für die Vergangenheit irgendwelche Strategien finden, die funktioniert hätten. Auch für sehr lange Zeiträume. Nur hätte das für die Zukunft keinerlei Aussagekraft, weil es einfach nur Zufall war.
Gut, Börsenkurse sind (zumindest langfristig) kein purer Zufall. Und ich denke hinter vielen Strategien wie niedriges KGV/KBV etc. steckt etwas mehr, als dass sie in der Vergangenheit einfach zufällig funktioniert haben. Aber trotzdem sollte man sich bei einer Strategie die in der Vergangenheit funktioniert hat immer die Frage stellen, ob diese aus einem logischen Grund funktioniert hat oder ob der Zufall die größere Rolle spielt. Die Antwort auf diese Frage wird in jedem Fall schwer zu finden sein…
Ich halte mich jedenfalls lieber daran, einfach Unternehmen zu kaufen, die weniger kosten als sie wert sind. In der Praxis ist das natürlich nicht ganz so einfach, weil man dafür die Zukunft besser als der Durchschnitt vorhersagen muss. 99% aller Anleger schaffen das vermutlich auf Dauer nicht. Dass ich davon überzeugt bin, dass ich das schaffe, könnte an grandioser Selbstüberschätzung liegen und muss erst noch langfristig bewiesen werden. Wir werden sehen :)
— Michael · 27. August 2014, 22:25 · #
Ich finde schon dass einem die Studien weiterhelfen. I.d.R. werden diese von Wissenschaftlern publiziert, die auch die Hintergründe besser verstehen möchten. Z.B. wieso haben tiefe KBV Aktien eine bessere Rendite, liegt es am höheren Risiko oder hängt dies mit Fehleinschätzungen zusammen?
Dazu habe ich gelesen, dass mehr als die Hälfte (Median) aller Value Aktien eine schlechtere Zukunftsperformance ausweisen als der Markt. Im DURCHSCHNITT ist die Performance aber besser als der Markt, da einige Titel sehr gut abschneiden (die grosse Masse aber eben nicht). Das würde auch den Eindruck bestätigen, den Richard oben beschrieben hat.
Analysten haben häufig kein Interesse an Value Aktien, da die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass diese Low Performer sind. Eigentlich ist das recht gut nachvollziebar.
— Jan · 28. August 2014, 17:51 · #
“Dazu habe ich gelesen, dass mehr als die Hälfte (Median) aller Value Aktien eine schlechtere Zukunftsperformance ausweisen als der Markt.”
Woher kennt der Autor deines gelesenen denn die zukünftige Performance sowohl der Value-Aktien als auch des Marktes?
“Analysten haben häufig kein Interesse an Value Aktien, da die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass diese Low Performer sind. Eigentlich ist das recht gut nachvollzieHbar.”
Wenn alle Kleinanleger das verinnerlicht haben, dann haben die Analysten ihr Ziel erreicht.
Die geeignetere Frage wäre aber eigentlich, wer welche Aktie als Value versteht. Vielleicht sollte man die Warnungen bzgl. blinder Anwendung, die jedem mathematischen Modell voran stehen, doch mal beherzigen. Dann würde man auch nicht jede Aktie, die aus einem Screener fällt, als Value bezeichnen.
— Richard a.k. · 28. August 2014, 18:40 · #
Na, ich denke der Begriff “Value-Aktie” wurde in dem Kontext hier für Aktien mit niedrigem KBV verwendet. So wird es auch immer wieder in den Medien transportiert (obwohl sich das langsam zu ändern scheint).
Wie man “Value-Aktie” nun definiert, darüber kann man sich jetzt ganz toll streiten.
@Michael
Was du da über Durchschnitt und Median schreibst trifft genau meinen Punkt. Hast du vielleicht noch die Quelle? Würde mich interessieren.
— Michael · 28. August 2014, 20:28 · #
Die Quelle ist eine Studie, die ein Professor mit Namen Piotroski verfasst hat von der Chicago University. Die Studie heisst “Value Investing: The Use of Historical Financial Statement Information to Separate Winners from Losers.” Die Studie findet Ihr im Internet als pdf. Die Studie hat sogar einen Preis gewonnen, nämlich den “Ernest R. Wish Accounting Research Award”
In diese Paper versucht er mit einem Bewertungssystem die Value Winner von den Looser Aktien zu unterscheiden. Value Aktien sind dabei die Titel vom Markt (wie richtig vermutet), welche das tiefste KBV haben (Piotroski nimmt z.B. die 20% am tiefsten bewerteten Aktien).
Um die guten von den schlechten zu trennen, hat er ein neun Faktoren-Scoring-Modell entwickelt. Die kann man in drei Themenbereiche unterteilen. Die ersten vier Punkte sollen die Rentabilität überprüfen. Die zweite Ebene des F-Score überprüft den Leverage, Liquidität und Herkunft der Geldanlagen. Die dritte Ebene die Betriebsleistung. Insgesamt soll die Qualität einer Firma eingeschätzt werden. Nur in die Firmen mit hoher Qualität sollte dann investiert werden.
Piotroski schreibt:
“Considerable research documents the returns to a high book-to-market investment strategy (e.g., Rosenberg, Reid, and Lanstein 1984; Fama and French 1992; and Lakonishok, Shleifer, and Vishny 1994). However, the success of that strategy relies on the strong performance of a few firms, while tolerating the poor performance of many deteriorating companies. In particular, I document that less than 44% of all high BM firms earn positive market-adjusted returns in the two years following portfolio formation. Given the diverse outcomes realized within that portfolio, investors could benefit by discriminating, ex ante, between the eventual strong and weak companies. This paper asks whether a simple, financial statement–based heuristic, when applied to these out-of-favor stocks, can discriminate between firms with strong prospects and those with weak prospects.”
— Michael · 28. August 2014, 20:48 · #
Zur Ergänzung: Solche Value Aktien, die auch in Zukunft schlecht abschneiden werden, haben auch noch einen Namen. Man spricht von sogenannten “Value Traps” also Value Fallen.
James Montier schreibt im Buch “Value Investing” darüber (das ich übrigens empfehle) und unterscheidet in “Bad managers, bad companies and bad strategies”.
— Richard a.k. · 28. August 2014, 21:22 · #
@Michael
Vielen Dank, ich schaue mir das Paper und vielleicht auch das Buch von Montier an.
@Stefan, alle
Und was wir ja noch gar nicht genannt haben:
Wenn man zu einem bestimmten Stichtag im Jahr stumpf nach einem Regelwerk sein Portfolio zusammenstellt, dann geht jegliches unternehmerischen Denken verloren. Man denkt und diskutiert nicht mehr über Produkte, Firmen-Strukturen, Management-Entscheidungen usw.
Ist das dann noch Investieren?
— Michael · 28. August 2014, 22:02 · #
Ich antworte da auch nochmals kurz. Ich finde ein Regelwerk alleine auch nicht so toll. Das Problem ist, dass man viele Titel (ev. 100 Aktien) kaufen müsste und einer Strategie immer sehr konsequent folgen muss. Ein weitere Problem ist, dass die Strategien auf dem Papier gut funktionieren können, aber mit echtem Geld plötzlich nicht mehr so gut abschneiden. Da spielen auch die Kosten (Spreads etc.) eine recht grosse Rolle sowie Data Mining (also Datenmuster, die man in der Vergangenheit entdeckt hat, aber die auf Zufall basieren).
Schliesslich funktionieren Strategien häufig auch dann nicht mehr gut, falls sie zu populär werden (wie z.b. die “Dog of Dow Strategie hat plötzlich nicht mehr funktioniert als viele Fonds mit dieser Strategie lanciert wurden).
Empfehlen würde ich eher Aktien mit einer Strategie/Filter vorzuselektieren und dann die Titel genauer zu analysieren. Am besten dürften Micro Caps oder Nano Caps sein, also (sehr) kleine Gesellschaften. Die kann ein Fondmanager oder Hedge Fond häufig aufgrund seines Anlagevolumens nicht gut kaufen und die Firmen werden auch nicht von Analysten abgedeckt. Hier dürften die Markt – Ineffizienzen am höchsten sein. Teilweise sind diese soger sehr hoch.
— Richard a.k. · 29. August 2014, 15:47 · #
Hallo,
wie schon geschrieben. Bisher war ich sketpisch gegenüber KBV-Strategien – ob es nun strikte Anlage-Mechaniken gewesen sind oder einfach nur Such-Strategie, um interessante Aktien zu finden.
Das Paper stützt eigentlich meine Intuition. In Table 3, Panel A auf Seite 16 werden die durchschnittlichen Überrenditen vorgestellt (Spalte “Mean”). Für die 1448 “High Score”-Firmen ergibt sich eine Überrendite von beachtlichen 13,4 Prozent (Das Depot mit 1448 Titeln möchte ich gerne mal sehen!).
Wenn man jetzt in die Verteilung mit hohem F_SCORE reinschaut (Zeilen 8 und 9, 10% bis 90%), sieht man, dass selbst bei den qualitativ hochwertigen BM-Firmen immer noch die Hälfte einen deutliche Underperfomance hinlegt (-4,5 Prozent und schlechter).
Also, selbst wenn ein Privatanleger es schafft, aus dem Fünftel BM-Aktien die mit einem hohem F_SCORE nach Priotroski von 8 und 9 herauszufilter, ist die Gefahr sehr groß, dass er sich mit 15 oder 20 Titeln in seinem Depot kräftig in die Nesseln setzt. 15 oder 20 Titel sind einfach viel zu wenig.
— Michael · 29. August 2014, 18:35 · #
Bei den High Score Firmen von 1448 (N) handelt es sich glaube ich um die Anzahl Beobachtungen über 21 Jahre und nicht um die Anzahl Aktien.
Die Anzahl Aktien wäre dann viel tiefer. (Von anderen Quellen weiss ich zudem, das Piotroski auch mit ca. 20 – 30 Aktien sehr gut für den US Markt in den letzten Jahren funktioniert hätte).
zu Table 3:
Aktien mit einem High Score haben (wie richtig bemerkt) zumindest eine Wahrscheinlichkeit von 50%, eine positive Rendite zu erzielen. Aktien mit Low Score nur zu 32%.
Bei Piotroski habe ich etwas Bedenken, da das Modell schon ziemlich bekannt ist und darum allenfalls nicht mehr so gut funktioniert.
— Richard a.k. · 29. August 2014, 19:05 · #
“Bei den High Score Firmen von 1448 (N) handelt es sich glaube ich um die Anzahl Beobachtungen über 21 Jahre und nicht um die Anzahl Aktien.”
Schon klar. Aber wenn man den Mittelwert von 13,4 so wie in dem Paper erreichen möchte übersetzt sich das in ein Depot mit genau sovielen Titeln.
“Bei Piotroski habe ich etwas Bedenken, da das Modell schon ziemlich bekannt ist und darum allenfalls nicht mehr so gut funktioniert.”
Ja, mir ist der betrachtete Zeitraum von 20 Jahren auch etwas kurz. Und der liegt genau in den Boomjahrzehnten der 80iger und 90iger.
Ich bin auf die 15 bis 20 gekommen, weil ich irgendwo gelesen habe, dass das die Zahl der Titel vieler Privatinvestoren in Deutschland ist. 15 bis 20 Titel halte ich auch für die absolut obere Grenze, wenn man sich wirklich mit seinen Investments auseinandersetzen möchte.
— Michael · 29. August 2014, 20:41 · #
Mit 15 – 20 Titel sollte ein Investor auch schon recht gut diversifiziert sein. Der Diversifikationseffekt ist nämlich stark abnehmend. D.h. hält ein Investor nur ein Titel, hat er ein sehr grosses firmenspezifisches Risko. Dieses nimmt mit der Anzahl der Titel im Portfolio ab und es ist mit 15 – 20 Titeln in etwas schon ausgereizt bzw. wegdiversifiziert.
Betreffend Piotroski hilft auch noch diese einfachere Beschreibung weiter. Der Screener hätte auch in den letzten Jahren NACH Publikation der Studie sehr gut funktioniert.
http://www.aaii.com/journal/article/adjusting-for-the-real-world-testing-variations-of-piotroskis-screen
— Michael · 29. August 2014, 21:27 · #
vgl. auch noch diesen Beitrag. Piotroski war die beste Anlagestrategie von insgesamt 84 getesteten Strategien.
Für mich ist das fast zu gut, um weiterhin so perfekt zu funktionieren. Ein Teil war mit Sicherheit auch reiner Zufall.
http://www.fuw.ch/article/aktienstrategien/
— Michael · 30. August 2014, 07:32 · #
Wie auch immer, auch die von Stefan oben erwähnte Net Current Asset Value Strategie hat einen hervorragenden Track Record – und das über eine ganz lange Periode. Dazu gibt es das Paper :
“Ben Graham’s Net Net: Seventy-Five Years Old and Outperforming”, Summary:
The strategy of buying and holding “net nets” has been advocated by deep value investors for decades, but systematic studies of the returns to such a strategy are few.
We detail the returns generated from a net nets strategy implemented from 1984 – 2008, and then attempt to explain the excess returns (alpha) generated by the net nets strategy. We find that monthly returns amount to 2.55%, and excess returns using a simple market model amount to 1.66%. Monthly returns to the NYSE-AMEX and a small-firm index amount to 0.85% and 1.24% during the same time period.
We conclude by examining potential factors to explain the excess returns on the net nets strategy. We examine the market risk premium, small firm premium, value premium, momentum, long-term reversal, liquidity factors, and the January effect.
Of the various pricing factors, we find only the market risk premium, small firm premium, and liquidity factor are significant. We also note about half of the returns are earned in January. However, inclusion of these factors still does not explain the excess return available from the net nets strategy. Thus, we are left with a puzzle.
— Richard a.k. · 30. August 2014, 12:20 · #
Ok, interessante Sachen die du da ausgräbst.
“Mit 15 – 20 Titel sollte ein Investor auch schon recht gut diversifiziert sein.”
Wenn er eine reine Anlagen-Mechanik betreibt, ganz sicher nicht!!! Bei einer Binominalverteilung (also 50% Chance auf Underperformer, 50% Chance auf Überperformer) hast du immer noch eine 25-prozentige Wahrscheinlichkeit, das mindestens 12 Titel in deinem Depot Underperformer sind.
Die BM-Aktien sind ohnehin Unternehmen, die meist ernsthafte Schwierigkeiten haben. Piotroski weist ja extra darauf hin, wie er mit den Delistings umgeht (leider löst er in seiner Renditeverteilung nicht auf wieviele Firmenpleiten in dem 10%-Block stecken. Das wäre mal interessant!) Wenn du jetzt noch richtig ins Klo greifst und hast unter deinen 12 Underperformern einen Totalausfall, gehen volle 5 Prozent verloren! Bei einem Depot mit lediglich 15 Titeln sind die Wahrscheinlichkeiten auf Underperformance natürlich noch viel höher.
Diese Wahrscheinlichkeiten sind völlig unnötig und basieren auf fehlender Diversifikation. Ab 30 Titeln aufwärts, da gebe ich dir recht, hat man solche Sachen wegdiversifiziert.
Noch mal was anderes:
Viel interessanter finde ich nicht die Renditeverteilung, sonder die Zeitverteilung (S.35 Appendix 1, Strong F_SCORE). Über einen Zeitraum von fünf Jahren (1984 bis 1989) legt die Piotroski-Mechanik eine Underperfomance hin. Das muss ein Privatanleger erstmal durchstehen!
Die Gesamtüberrendite wird im Wesentlichen bestimmt durch fünf Rekordjahre (1981-1982 und 1990-1993). Das sind aber die Jahre, in denen der Markt ohnehin unterbewertet war.
Der Piotroski-Algorithmus sagt uns etwas polemtisch formuliert: “Kaufe dann günstige KBV-Aktien, wenn der Markt unterbewertet ist.” Brauche ich dafür wirklich eine so komplexe Anlagen-Mechanik?
— Michael · 30. August 2014, 13:22 · #
Richtig – 30 Titel und mehr wären sicher besser. Optimal wäre auch noch eine internationale Diversifikation.
Ich muss die Studie einmal genauer anschauen. Leider sind diese Studien immer recht kompliziert und für Statistiker geschrieben.
Die Frage ist, was gibt es Besseres? Es gibt sicher auch gute Ansätze betreffend Preismomentum, Growth Investing, die funktionieren etc. Ich bin nun aber eher ein Value Investor.
Wie gesagt bin ich auch der Meinung, dass man ein Filter nur zur Vorselektion nutzen soll.
Ein einfacherer Ansatz ist wohl die Net Net Strategie von B. Graham. Man nimmt einfach per Bilanzstichtag das Umlaufvermögen, zieht das ganze Fremdkapital ab und nimmt davon 66%. Der Preis der Aktie (bzw. die gesamte Marktkapitalisierung) der Firma sollte dann darunter liegen. Das Problem ist, dass es von solchen Aktien nur sehr wenige gibt. Und diese Firmen sind dann eben auch nicht gerade risikolos.
— Michael · 30. August 2014, 15:43 · #
Zurzeit gibt es m.E. leider nur China Aktien, die betreffend Net Net Strategie Ansatz interessant sind und zum Liquidationswert oder tiefer bewertet sind. Die Firmen sind aber vor allem durch Negativmeldungen aufgefallen wie untergetauchter CEO, Bilanzmanipulationen, plötzlich grosse Verlustmeldungen etc.
Wahrscheinlich übertreibt der Markt hier, aber es handelt sich hier sicher nicht um Qualitätsfirmen sondern eher um “Schrottpapiere”.
— Michael · 31. August 2014, 15:03 · #
Meine nächste Idee ist: Man könnte sich durchaus an das China Segment heranwagen, da es so extrem günstig ist. Das Problem ist, dass die Firmen im Verdacht stehen, ihre Bilanzen zu manipulieren.
Wie kann man nun die Manipulatoren von den Nicht Manipulatoren trennen? Dazu gibt es wieder ein Kennzahlenmodell, nämlich den Beneish M Score. Dieses Modell soll Gewinn -Manipulatoren identifizieren. Es hat beispielsweise bei Enron erfolgreich vorausgesagt, dass die Bilanzen nicht stimmen können. (Der relevante, aktuelle Unterscheidungswert ist übrigens – 1.78 und nicht – 2.22 wie auch publiziert wird). Ich denke man sollte das Modell auch bei IFRS Abschlüssen und nicht nur bei US GAAP Abschlüssen anwenden können, da die Unterschiede nicht so gross sind. Bei HGB Abschlüssen ist die Anwendung wohl eher problematisch.
Für das Modell kann man ein Excel Spreadsheet aus dem Netz herunterladen. Die Eingabe der Daten ist einfach. Ich denke, die Anwendung bringt vor allem bei diesen, etwas “obskuren” Firmen etwas.
— Michael · 31. August 2014, 15:20 · #
Stefan hat die China Werte, so wie ich es überblicken kann, mehr oder weniger zufällig ins Musterdepot gelegt – einfach weil sie günstig sind. M.E. ist das nicht gerade eine optimale Strategie.
— Richard a.k. · 31. August 2014, 15:52 · #
Hallo Michael,
ich möchte doch noch mal daran erinnern, dass das hier ein privater Blog und kein öffentlicher Thread oder Chat-Raum ist. :-)
Du scheinst da mehr Ideen zu haben, als in die Kommentarspalte passen. Wie man ein Depot nach solchen Modellen deiner Meinung nach zusammenstellen sollte, lässt sich am besten und ausführlich in einem Aufsatz darstellen. Ich wäre auf jeden Fall interessiert. Und so wie ich Stefan kennengelernt habe, ist er offen für gute Texte. Aber es gibt natürlich auch andere Möglichkeiten im Internet so etwas zu veröffentlichen und zu diskutieren.
— Michael · 31. August 2014, 16:03 · #
OK. Nur noch ein interessanter Punkt.
Ich habe gerade die Werte für Youbisheng, einer China Aktie, per 31.12.2013 betreffend M Score ins Excel eingetippt. Der M Score war extrem hoch (6.9) – offenbar ein extremer Manipulator.
Kein Wunder – der CEO ist kürzlich abgetaucht und die Firma steht nun unter Betrugs-Verdacht.
— Michael · 31. August 2014, 17:58 · #
Hallo Richard, Danke für den Hinweis.
Ich habe so viel zum Thema verfasst, da ich zurzeit daran bin verschiedene Kennzahlenmodelle hinsichtlich ihrer Tauglichkeit für Prognosen betreffend Gewinn-Manipulationen, Konkursen und Finanzlage von Firmen zu untersuchen. Das ist ein kleines berufliches Nebenprojekt (ich bin Wirtschaftsprüfer).
Ich überleg mir einmal, ob ich allenfalls einen Beitrag zum Thema kennzahlenbasiertes Value Investing schreiben könnte. Gruss
— Marcel · 1. September 2014, 20:34 · #
“Wie kann man nun die Manipulatoren von den Nicht Manipulatoren trennen? Dazu gibt es wieder ein Kennzahlenmodell, nämlich den Beneish M Score. Dieses Modell soll Gewinn -Manipulatoren identifizieren. Es hat beispielsweise bei Enron erfolgreich vorausgesagt, dass die Bilanzen nicht stimmen können. “
Das Problem bei den deutschen China Net-Nets ist nicht primär die Manipulation von Earnings, sondern die Tatsache, dass der Cash, auf den man seine Analyse stützt, zwar in der Konzernbilanz mit konsolidiert ist, jedoch in aller Regel nicht in der (deutschen) Holding liegt sondern in den chinesischen Tochterfirmen und China nicht verlassen kann. Damit ist es faktisch kein Cash sondern restricted Cash und damit faktisch Anlagevermögen. Damit ist es dann auch kein Net-Net mehr. Das ist beispielsweise bei Vtion Wireless der Fall. Die Möglichkeit, dass in China einfach jemand mit dem Bargeld abhaut ist die andere Möglichkeit (wie bei Youbisheng Green Paper AG passiert).
— Michael · 6. September 2014, 15:59 · #
Um hier noch ein Feedback zu geben: Umlaufvermögen ist Vermögen, auf das ich innerhalb eines Jahres Zugriff habe. Das sollte eigentlich bei Flüssigen Mitteln möglich sein, auch wenn diese in China liegen.
Dividendenzahlungen von solchen Firmen (z.B. VanCamel oder Tintbright) zeigen auch, dass Geld in China durchaus nach Deutschland transferiert werden kann.
Die Frage ist eher, ob das Management dies will und ob ein Aktionär das Geld wirklich erhalten würde, sollte die Firma tatsächlich liquidiert werden.
— Michael · 4. October 2014, 10:15 · #
Das Thema dieses Blogs ist, was eine sinnvolle Investment Strategie ist. Ich habe mir nun überlegt, in welche Aktien ich NICHT investieren würde. Und das sind u.a. folgende:
Keine Penny Stocks, keine OTC, Pink Sheet Aktien (USA) sowie Aktien die durch einen Reverse Merger an die Börse kamen (viele China Aktien in den USA). Weiter würde ich auch Firmen an der regulären Börse mit Variable Interest Entity Strukturen vermeiden (Betrugsgefahr, da die Aktiven der VIEs dem Konzern gar nicht gehören aber trotzdem konsolidiert werden, z.B. Alibaba).
Wie komme ich darauf: OTC Aktien haben aufgrund eines Papers eine ausgesprochen schlechte Performance mit einem Alpha von minus 2% pro Monat. Zudem verlieren 25% von diesen Aktien 99% ihres Initialen Wert. Das Paper heist “Do investors overpay for stocks with lottery-like payoffs, An Examination of the returns of OTC Stocks”. Lotterie spielen d.h. Geld auf Start-up’s und Firmen mit schwacher Bilanz setzen ist teuer und wird vom Markt offenbar nicht kompensiert.
Die analogen Aktien von OTCs sind m.E. Firmen, die im Entry Standard in Deutschland kotiert sind.
— Helmut · 14. November 2014, 12:45 · #
Hallo,
bin über einen Partnerblog auf diesen Blog gestoßen.
Wirklich ein interessanter Artikel, bei dem man diverse Anlegertaktiken kennenlernt.
Ich wende selbst eine ähnliche Strategie wie der Blogautor an: Liste potentieller Unternehmen erstellen und grob deren Vergangenheit studieren.
Viele Grüße!
— Thomas · 3. December 2014, 15:13 · #
Hallo,
erstmal vielen Dank für die wertvollen Tipps und Beiträge in diesem blog.
Als “Aktien Anfänger”, wie ich einer bin, stößt man ja oft auf den Begriff des Value Investing.
Die hier beschriebene Strategie ist für mich sehr interessant da ich durch die Schnell-Analyse, eine für mich, wichtige Auswahl treffen kann und nicht zu viel Zeit verschwende und dadurch möglicher weise die Lust verliere.
Sehr gut finde ich auch die bildliche Darstellung.
Vielen Dank und viele Grüße
— Dirk · 4. December 2014, 11:18 · #
Hallo Thomas,
die Schnellanalyse von Stefan ist auch aus meiner Sicht sehr hilfreich beim Screenen potentieller Depot-Kandidaten.
Wenn du noch Aktien-Anfänger bist, dann empfehle ich die Bücher von Benjamin Graham. Alles Wesentliche steht da bereits drin, obwohl die Bücher vor vielen Jahren geschrieben wurden.
In diesem Blog werden einige Nebenwerte (Conduril, China-Werte, etc.) von Stefan vorgestellt, die aus meiner Sicht eher für Profis interessant sind, da man sich mit den Unternehmen und Bilanzen im Detail beschäftigen muss.
Im DAX und MDAX findest du sicherlich auch gute Werte – Unternehmen, die seit Jahren Gewinne machen und Dividenden ausschütten. Die sind für Anfänger aus meiner Sicht besser geeignet. Im Vergleich zum Sparbuch kann man da in der Regel nicht viel falsch machen.
Beste Grüße Dirk
— Michael · 8. December 2014, 09:49 · #
Einfachste Strategie von allen:
Die wohl einfachste Strategie ist die, Aktien zu kaufen, dessen Kurs sich in den letzen 3- 5 Jahren möglichst schlecht entwickelt hat. Diese simple Strategie führt so einer verblüffende Überperformance in den folgenden 3-5 Jahren und verursacht nur geringe Handelskosten. Man sollte diese Aktien natürlich noch fundamental analysieren, damit man nicht in Firmen investiert, die Konkurs gehen. Im Grunde ist dies eine etwas andere Art von Value Investing und folgt dem Prinzip „Kaufe günstig und verkaufe teuer“. Am besten dürfte die Strategie mit kleinen Firmen funktionieren die zusätzlich tief bewertet sind (z.B. aufgrund des KBVs).
Studie:
Return reversal in UK shares: (findet man im Internet)
We observe systematic long term reversal of share returns for companies listed on the London Stock Exchange over the period 1960 -2002. Loser shares (the worst performing shares in the prior five years) out – perform winner shares (the best performing shares over the prior five years) by about 14% per year. By separating the firm size effect from the return reversal effect we show the presence of both. This evidence is in direct contradiction to Clare and Thomas (1995), who found no return reversal following an adjustment for size. Return reversal is a feature of large as well as small companies. A seven-part consideration of risk does not substantiate the argument that loser out – performance is compensation for risk.
— Michael · 7. April 2015, 09:54 · #
Die Frage, die mich schon länger beschäftigt, ist ob es Sinn macht, Stop Loss Limiten zu setzen (Verkaufslimite z.b. von 15% unter dem Kaufpreis, oder besser ist ein trailing stop loss).
Nach einer Literatur-Durchsicht scheint vieles dafür zu sprechen. Ein Investor begrenzt dadurch seine Verluste und lässt Gewinner Aktien laufen. Die Volatilität wird auch deutlich reduziert. Man ist zudem von einem Totalausfall geschützt.
— Stefan Mohr · 7. April 2015, 10:32 · #
Hallo Michael,
ich denke es macht wenig Sinn Stoppkurse zu setzen.
Als Value Investor kauft man Aktien die weniger kosten als sie wert sind. Warum also sollte man verkaufen, wenn der Preis noch weiter fällt? Als Value Investor sagt man ja eigentlich, dass man den Wert einer Aktie besser einschätzen kann als der Markt. Ein Stop Loss würde dem absolut zuwiderlaufen.
Stoppkurse machen Sinn, wenn man vor allem auf Charttechnik setzt (zum Sinn dieser Strategie möchte ich hier mal nichts sagen).
— Michael · 7. April 2015, 11:04 · #
Es stimmt schon, dass es für einen Value Investor eigentlich wenig logisch ist, Stopp Kurse zu setzten. Ich bevorzuge allerdings Value Aktien, die auch noch ein positives, kurzfristiges Momentum haben. Allenfalls machen Stopp Kurse vor allem bei sehr risikoreichen Aktien Sinn (z.B. nahe am Konkurs, China Aktien etc). Im Grund genommen mag ich die Strategie nicht besonders. Aus der Behavioral Finance geht allerdings hervor, dass Investoren zu lange an Verlierer Aktien festhalten. Im übrigen sind die folgenden Analysen doch ziemlich verblüffend:
http://www.faz.net/aktuell/finanzen/strategie-trends/anlage-strategie-gewinne-laufen-zu-lassen-macht-sich-bezahlt-an-der-boerse-11106321-p2.html?printPagedArticle=true#pageIndex_3
Oder auch:
http://www.quant-investing.com/blogs/general/2015/02/16/truths-about-stop-losses-that-nobody-wants-to-believe
Andererseits wurde diese Strategie noch nie systematisch bei Value Aktien getestet.
— Stefan Mohr · 7. April 2015, 11:21 · #
Gerade bei Verliereraktien besteht allerdings die Gefahr, dass bei schlechten News der Kurs ins bodenlose fällt. Wenn man da einen Stopp 10% unter Einstand setzt, kann es trotzdem passieren, dass man dann 50% oder mehr darunter verkauft.
Dass Investoren zu lange an Verliereraktien festhalten ist vermutlich wahr. Aber ob Stoppkurse das richtige Instrument sind um dem entgegenzuwirken wage ich zu bezweifeln…
— Dirk · 7. April 2015, 11:25 · #
Hallo Michael,
wie Stefan schon richtig anmerkte: kein Value-Investor würde jemals mit Stop Loss-Marken arbeiten.
Das Setzen von Stop-Loss-Marken bedeutet letztlich, dass du die den emotionalen Schwankungen des “Mr. Market” größeres Vertrauen schenkst, als deiner eigenen Analyse. Du musst dich wirklich für eines der zwei Lager entscheiden, entweder Trend-Folge oder Value-Investing.
Unter uns gesagt, wird Value-Investing die Trend-Folge immer langfristig schlagen. Hierzu gibt es etliche Analysen, siehe beispielsweise eina Analyse von W. Buffett hier: http://www8.gsb.columbia.edu/rtfiles/cbs/hermes/Buffett1984.pdf.
Langfristig bereicherst du mit Stop-Loss-Marken die Bank und das Finanzamt, denn die verdienen mit jedem Trade. Das willst du doch nicht wirklich, oder?
Grüße Dirk
— Michael · 7. April 2015, 11:53 · #
Ich werde die Stop Loss Strategie nochmals überdenken. Das stärkste Argument dagegen sind die Kosten, welche die Strategie-Erträge um einiges reduzieren dürften. Zudem muss ich mir dann auch überlegen, wie das Geld aus dem Verkauf der Aktien neu angelegt werden soll etc. Im Grunde ist es eben am Schluss eine (zu) komplizierte Strategie.
Im Übrigen bin ich nicht der Meinung, dass man sich für Value Investing oder Trendfolge entscheiden muss. Beides lässt sich kombinieren. Ich kann z.B. Aktien nach Value Kriterien aussuchen (wie tiefer Kurs / Buchwert, Kurs /Umsatz, KGV Verhältnis etc.) UND davon nur die Aktien auswählen, welche z.B. über die letzten 6 Monate keine negative Performance erzielt haben. Ich kann auch mit einem Zukauf von Value Aktien warten, bis sich ein positiver Trend einstellt.
— Dirk · 7. April 2015, 12:57 · #
Hallo Michael,
es ist schon unglaublich schwierig, unterbewertete Aktien zu finden, von deren Geschäftsmodell man 100 % überzeugt ist. Wenn man wirklich pro Jahr eine oder zwei solcher Ideen hat, dann kann man sich glücklich schätzen.
Jedenfalls für mich sehe ich da kaum Spielraum, auch noch aus Trend-Folge-strategischen Gesichtspunkten eine weitere Auslese zu treffen.
So wie ich es sehe ist der Aktienkurs kurz- bis mittelfristig völlig unberechenbar. Wenn er es nicht wäre, könnte man mit Trading reich werden, was man aber nachhaltig nicht kann.
— Michael · 7. April 2015, 13:21 · #
Ein Beispiel von einer Value Aktie, die ein positives Momentum aufweist wäre Salzgitter.
Die Firma hat gerade einmal ein KBV von 0.6 und hat über die letzten 5 Jahre ca. 60% vom Kurs eingebüsst. Langsam kommt die Firma offenbar wieder in die Gewinnzone nach Jahren mit grösseren Verlusten.
Die Aktienkurs steigt über die letzten 3 Monate und 6 Monate stark an.
Eine Kombination von Value und Momentum.
— Dirk · 7. April 2015, 22:05 · #
Wenn du an Rohstoffproduzenten Interesse hast, dann ist Salzgitter sicherlich nicht teuer bewertet. Max Otte hat auch seit langem Salzgitter im Depot (siehe [WKN: A1J3AM / ISIN: DE000A1J3AM3] und [WKN: A0NE9G / ISIN: LI0034492384]).
Für mich persönlich sind diese Unternehmen zu spekulativ, da ich den Ertragswert schlecht einschätzen kann – insbesondere, wenn die Unternehmen jahrelang nur Verluste aufweisen.
Hast du für dich den Ertragswert von Salzgitter errechnet oder vertraust du da auf die Meinung des Marktes?
— Michael · 7. April 2015, 23:06 · #
Nein, ich habe mich nicht weiter mit der Firma beschäftigt. Ich wollte hier nur einmal illustrieren, wie eine Value Firma mit positivem Momentum aussehen könnte. Ich bin hier auch nicht investiert und habe die Firma mit einem Filter (leider kostenpflichtig) gefunden.
Dafür bin ich beim Rohstoffproduzenten Vale dabei. Ich habe mich dabei auf die unten angegebene Analyse verlassen. Von Damodaram habe ich schon Bücher über Unternehmensbewertungen gelesen und seine Analysen sind fundidert und interessant zu lesen. (Ich muss hier anfügen, dass auf seekingalpha auch viel unbrauchbares publiziert wird).
http://seekingalpha.com/article/2702165-go-where-it-is-darkest-when-company-country-currency-and-commodity-risk-collide
— Michael · 8. April 2015, 22:03 · #
Noch eine kleine, finale Ergänzung zu Stop Loss. Grundsätzlich glaube ich am Ende auch, dass für Value Aktien ein Stop Loss wenig Sinn macht.
Eine Ausnahme sehe ich allerdings: China Aktien. Diese Aktien finde ich nach wie vor faszinierend, da sie einfach unglaublich günstig sind, insbesondere Werte in den USA wie ZA, ZX, XIN, NUIN, JST etc. Zudem sind die Bilanzen äusserst stabil.
Hier besteht aber einfach das Risiko, dass die Abschlüsse nicht stimmen könnten und das Management nicht integer ist. In diesem Fall d.h. bei Betrug hätten die Titel einen Wert von Null und die Kurse werden früher oder später massiv einbrechen bzw. auf Null gehen (als Beispiel die Firma LIWA). Falls die Abschlüsse stimmen, habe die Aktien einen X fachen Wert. Hier das Verlustpotenzial nach unten abzusichern könnte Sinn machen. Eine Aktie, die Konkurs geht,kann sich nämlich nie mehr erholen.
— Michael W. · 9. April 2015, 12:11 · #
Und Du meinst, wenn ein Unternehmen Konkurs anmeldet dann bekommst Du Deine Aktien noch zum Stop-Loss-Kurs an den Mann?
— Michael · 9. April 2015, 13:29 · #
Ich habe keine direkte Erfahrungen damit. Bei dem Betrugsfall Lihua Intern. wurde ein Artikel mit eindeutigen Hinweisen auf Betrug (und Überschuldung der Firma) publiziert. Der CEO wurde verhaftet und Aktiven der Firma von der chin. Regierung konfisziert. Nach der Publikation begann der Kurs stark zu sinken, was aber mehrere Stunden gedauert hat. Der Handel wurde nach mehreren Stunden noch am gleichen Tag von der Nasdaq eingestellt. Inzwischen notiert die Aktie noch bei einem Cent (zuvor waren es ca. USD 5). Die Firma ist pleite.
Ich glaube schon, dass hier ein Stop Loss funktioniert hätte. Bei sehr illiquiden Titel könnte es allerdings auch nicht funktionieren.
— Dirk · 9. April 2015, 15:01 · #
Sehe ich ähnlich wie Michael W.
Wenn ein Betrugsfall öffentlich bekannt wird, dann erhalten alle Markteilnehmer diese Informationen gleichzeitig. Wenn der Kurs dann fällt, verwandelt sich deine Stop Loss Order automatisch in eine Bestens-Order. Dies bedeutet, dass die Aktie abgestoßen wird, EGAL WIE TIEF sie zu diesem Zeitpunkt bereits gehandelt wird.
Erschwerend kommt hinzu, dass es in diesem Zeitpunkt in der Regel keine oder nur sehr wenige Käufer gibt, wie Michael W. angedeutet hat.
— Michael · 9. April 2015, 16:58 · #
Stimmt, die Aktie wird egal wie tief abgestossen. Bei einem Betrugsfall wäre das aber eben trotzdem eine gute Option.
Der Wert geht nämlich dann in die Richtung Null und dürfte sich nie wieder erholen.
Dass alle Marktteilnehmer die Info gleichzeitig erhalten ist bei kleinen, (chinesischen) Firmen unrealistisch. Beim geannten Beispiel Lihua Int. war das nicht so – ein unabhäniger Autor hat die Infos zusammengestellt und auf seekingalpha publiziert. Falls man Chinesisch sprechen könnte, hätte man die Infos bereits früher (vor dem Kurssturz) in chinesischen Zeitungen nachlesen können.
— Michael · 14. May 2015, 13:13 · #
Kürzlich habe ich wieder einmal gelesen, dass sehr kleine Firmen ein deutlich höhere Performance haben als grosse Firmen. Das dürfte aber nur für die nach Marktkapitalisierung 10% kleinsten Gesellschaften der Fall sein – sogenannte Nano Caps mit eine Marktkapitalisierung von maximal 25 Mio. USD.
Die Rendite von diesen Firmen ist gemäss mehreren Studien ca. 20% p.a., einige Studien berichten auch von viel höheren Renditen (bis zu 80% p.a)!!
Es wird immer wieder gesagt, dass man nicht oder nur schwer in diese Firmen investieren könne, da man sonst den Preis beeinflusst.
M.E. stimmt das nicht, als Privatanleger kann man sehr wohl einige Tausend Euro in die Firmen anlegen. Die Spreads sind zwar etwas höher, aber dafür dürfte man sehr gut kompensiert werden. Der Grund für die hohe Überrendite könnte der sein, dass Institutionelle Anleger nicht in solche Aktien investieren können, da sie viel höhere Anlagesummen haben. Im übrigen gibt es keine Analysten, die solche Firmen abdecken.
— Stefan Mohr · 15. May 2015, 10:10 · #
@Michael:
hast du ein paar Links zu solchen Studien? Eine Überrendite von wenigen Prozent habe ich zwar auch schon in diversen Studien gesehen, 20% p.a. kommt mir jedoch sehr hoch vor, bis zu 80% p.a. halte ich für ausgeschlossen, wenn man sich nicht wenige Ausnahmejahre herauspickt.
— Michael · 15. May 2015, 14:09 · #
Ja, dazu gibt es folgende Quellen:
von Tweedy, Browne das Paper “What has worked in Investing”
http://www.tweedy.com/resources/library_docs/papers/WhatHasWorkedFundOct14Web.pdf
Seite 41ff. Die Performance von 80% stammt aus Australien, vgl. Seite 44
von Aswath Damodaran,
http://seekingalpha.com/article/3064106-the-small-cap-premium-where-is-the-beef
vgl. 1. Grafik. Aswath ist generell kritische gegenüber dem Small Cap Effekt eingestellt, schaut man sich aber die Grafiken an, haben die Aktien mit der 10% kleinsten Marktkapitalisierung trotzdem am besten abgeschnitten.
Schliesslich gibt es das Buch “What works on wall street” von James P. O’Shaughnessy.
Er kommt auf Renditen von Micro Caps (MK unter 25 Mio. USD) von ca. 18-20% p.a.. Auch er ist kritisch, was die Anlagemöglichkeit in solche Werte betrifft.
— Michael · 15. May 2015, 14:20 · #
Ergänzung: Australien dürfte schon reiner Zufall sein.
Trotzdem ist die Rendite von extrem kleinen Firmen recht verblüffend. Es könnte allerdings auch Fehler in den Datenbanken oder den Analysen geben (Survival Ship Bias nicht berücksichtigt etc).
— Patently Absurd · 15. January 2016, 14:13 · #
Ich hätte folgende Frage an die Runde und freue mich über eine Antwort.
Der DAX ist bekanntlich ein Performance-Index der ausgezahlte Dividenden im Kurswert berücksichtigt. Hindurch unterscheidet er sich von allen bekannten Kursindizes, Dow Jones, Nikkei etc.
Durch die ausgezahlten Dividenden kann aus meiner Sicht der DAX den Wert “0” nie erreichen, selbst wenn der hypothetische Fall eintreten würden, alle Indexwerte Konkurs anmelden. Denn die Dividende muss nicht zurückgezahlt werden.
Gibt es also einen “Mindestwert” für den DAX, der nicht unterschritten werden kann, entsprechend einem Anteil am Wert, der die Dividendenzahlung berücksichtigt? Wie hoch ist der Anteil?
Nur zur Info: es gibt auch noch einen Kursindex DAX (der weniger bekannt ist):
http://www.boerse-frankfurt.de/index/DAX-Kursindex
An dem Kursindex sieht man sehr gut, wie volatil die deutsche Wirtschaft aufgrund der Exportabhängigkeit und Chemie-, Maschinen- und Fahrzeugindustrie-Lastigkeit wirklich ist. Historisch gesehen eine ganz schöne Achterbahn…
— Stefan Mohr · 15. January 2016, 16:06 · #
Hallo Patently Absurd. Also wenn ich nicht völlig daneben liege, werden die Dividenden bei einem Performanceindex quasi in den Index reinvestiert.
Einen Mindestwert o.ä. der durch Dividenden entsteht existiert also nicht.
— Patently Absurd · 15. January 2016, 19:58 · #
Hallo Stefan,
die Annahme der Reinvestition der Dividende sehe ich auch. Tatsächlich ist die Dividende aus meiner Sicht aber ausgezahlt und steht nicht mehr im Risiko.
Beispiel:
DAX-Kurs Anfang 2016 bei 10.000, zusammengesetzt sagen wir der Einfachheit halber aus 100 Unternehmen à Kurswert 100 EUR. Ende 2016 sind die Kurse einheitlich auf 105 EUR geklettert, zusätzlich gab es Dividenden in Höhe von 5 EUR (5 %) für jedes Unternehmen.
Der Performance-DAX müsste demnach bei 11.000 stehen, d.h. 100 X (100 EUR + 5 EUR + 5 EUR). Der Index-DAX steht dagegen nur bei 100 X (100 EUR + 5 EUR) = 10.500.
Jetzt vermute ich mal, dass der Performance- DAX gar nicht auf Null fallen kann, denn selbst wenn der Kurs für jedes der 100 Unternehmen in 2017 von 105 EUR auf 0 EUR fällt, wäre dies nur ein DAX-Einbruch von 100 X 105 EUR = 10.500.
Mit andern Worten fällt der Index-DAX auf Null, der Performance-DAX aber nur auf 500, weil die Performance der Dividendenzahlung weiterhin im Raum steht.
Sicher bin ich nicht, da ich kein DAXologe bin ;o)
— Stefan Mohr · 17. January 2016, 08:12 · #
Patently Absurd:
wenn aber die Dividende reinvestiert wird, steckt der ganze Index in Aktien. Wenn also alle Aktien auf 0 fallen, fällt auch der Index auf 0.
Ein Index der zum Teil aus Cash besteht, würde auch wenig Sinn machen.
— Patently Absurd · 19. January 2016, 12:18 · #
Hallo Stefan,
hab’s verstanden. Du hast völlig recht. Etwas anderes würde auch keinen Sinn ergeben.
— DIY Investor · 6. February 2019, 15:59 · #
Hallo Stefan,
bin über Umwege auf diesen Artikel gestoßen.
Was ich an diesem Ansatz vor allem gut finde, ist erstmal die Unabhängigkeit vom Bewertungsniveau und der Fokus auf Profitabilität und Geschäftsmodell.
Ich glaube ein Investor, der nur wie üblich nach KGV screent, wird viele interessante Investments von vornherein übersehen.
VG, Axel