In habe ich festgestellt, dass eine Renault-Aktie, welche derzeit für rund 25€ gehandelt wird, 7,17 Nissan-Aktien enthält, welche derzeit für zusammen rund 43€ gehandelt werden. Renault selbst, ohne den Anteil an Nissan müsste also einen negativen Wert haben, was nicht logisch erscheint.
Es liegt also eine Unterbewertung der Renault-Aktie vor. Oder gibt es andere Erklärungen? Einige mögliche Erklärungen werde ich jetzt mal unter die Lupe nehmen:
1. Die Nissan-Aktien, welche Renault besitzt, sind mit Fremdkapital finanziert, gehören also genaugenommen den Fremdkapitalgebern, an welche Renault Zinsen zahlen muss.
Ein Blick in den Geschäftsbericht 2010 von Renault offenbart schnell: Das “Automotive Net Financial Debt”, also die Finanzverschuldung abzüglich der flüssigen Mittel des Automobilbereiches, beträgt 1435 Mio. €, der Wert der Nissananteile bei einem Kurs von 6,10€ beträgt dagegen 12.000 Mio. €.
Es stehen zwar außerdem noch 19.366 Mio. € “Sales Financing Debt” in der Bilanz, aber diese sind auf der Aktivseite durch 19.276 Mio. € “Sales Financing Receivables” gedeckt. Diese Kredite wurden also gewissermaßen nur an Kunden zur Finanzierung der Fahrzeuge weitergereicht.
—> Die Nissan-Anteile gehören also wirklich den Renault-Aktionären.
2. Es wird eine baldige Insolvenz von Renault erwartet und der Erlös aus dem Verkauf der Nissan-Aktien würde den Gläubigern zufließen.
Ich glaube nicht wirklich an eine Insolvenz von Renault. Aber schauen wir uns mal einige Kennzahlen an, um diese Vermutung zu untermauern.
Liquidität 1. Grades = kurzfristige Vermögenswerte / kurzfristige Verbindlichkeiten = 102%
Liquidität 2. Grades = (kurzfristige Vermögenswerte – Vorräte) / kurzfristige Verbindlichkeiten = 90%
Liquidität 3. Grades = liquide Mittel / kurzfristige Verbindlichkeiten = 27%
Es gibt natürlich unterschiedliche Ansichten, wie hoch die Liquiditätsgrade jeweils sein sollten, aber eine bedenkliche Liquiditätssituation kann ich hier nicht erkennen.
Auch die Eigenlapitalquote (32%, nur Automotive-Bereich 44%) ist denke ich für einen Automobilhersteller durchaus in Ordnung.
—> Ich persönlich kann hier keine Insolvenzgefahr erkennen…
3. Die Renault-Aktien sind nicht zu billig, sondern die Nissan-Aktien zu teuer!
Auch das ist natürlich möglich. Um das herauszufinden, werde ich mir Nissan in diesem Blog demnächst mal genauer anschauen. Aber auch, wenn das der Fall ist, liegt eine Marktineffizienz vor, die man ausnutzen kann. Beispielsweise indem man Renault-Aktien kauft und Nissan-Aktien leerverkauft.
Welche Erklärungsmöglichkeit habe ich noch vergessen? Wenn jemand eine Idee hat, würde ich mich über einen Kommentar freuen!
Lesetipp
Carlos Ghosn: Shift – Inside Nissan’s Historic Revival
Ein Buch von CEO der Renault-Nissan-Allianz über die Rettung des Ende der 90er Jahre angeschlagenen Automobilherstellers Nissan. Sehr interessante Informationen über Entstehung und Ziele der Allianz. Empfehlenswert für jeden, der den Kauf von Renault oder Nissan-Aktien in Erwägung zieht!
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